Normalerweise ist die Bundesliga ja eine recht eintönige Sache. Saison für Saison geht es in nahezu dieselben Stadien, Auf- und Absteiger geben sich die Klinke in die Hand und überhaupt war man überall schon oft genug. Durch den Aufstieg von Union zeichnete sich jedoch ein Highlight ab. Zwar war der ein oder andere schon vorher in der Alten Försterei zu Besuch gewesen, aber nicht im inflationären Maß (das letzte Aufeinandertreffen war beim Zweitligaspiel in der Saison 2011/2012). Und da Berlin ohnehin immer für ein Wochenende gut ist, schmiedeten etliche Calimeros Reisepläne. Aus diversen Gründen fand sich aber keine große Reisegruppe, sondern die Anreise erfolgte gestückelt. Den Anfang machten Thomas und Matze, die frühmorgens den Flieger gen Hauptstadt nahmen. Kurz darauf folgten Alex und Jessy, ebenfalls per Flugzeug, während Aaron und Howie sich mit dem Auto auf den Weg machten. Patrick S. und Florian S. packten Kay und Lena mit ins Auto und düsten um 12 Uhr mittags los. Als letztes starteten Chris und Anne, die ebenfalls von Frankfurt aus geflogen sind.
Während die einen sich also noch auf der Straße oder in der Luft befanden, nutzten die anderen die Zeit für ein Schnellprogramm Sightseeing oder stimmten sich in fröhlicher Runde auf den Abend und das bevorstehende Spiel ein. Das es alle (grad noch so) pünktlich zum Anpfiff schafften, lag aber diesmal nicht daran, dass vielleicht noch ein Bier mehr bestellt wurde oder am freitäglichen Stau, sondern eher an der Situation am Einlass. Es gibt schlicht nicht genug Tore für einen ausverkauften Gästeblock, und vor den Kontrollen staute sich die Menge. Natürlich wurden die ein oder anderen Unmutsbekundungen laut, aber die Ordner machen auch nur ihren Job…
Nichtsdestotrotz fand sich wie gesagt früher oder später der Großteil oben rechts im Block zusammen. Die Atmosphäre in der Alten Försterei ist schon etwas Besonderes, und ein wenig wehmütig wird man auch, wenn man dort steht und mit jedem „Und niemals vergessen – Eisern Union!“ den Geruch und die Gefühle vom ehrlichen Fußball, Ascheplätzen, Bier und Bratwurst in Erinnerung gerufen bekommt. Union Berlin ist im Gegensatz zu dem Modelabel Sankt Pauli authentisch, und man kann nicht anders, als sich davon in den Bann ziehen zu lassen. Ich drücke beide Daumen, dass der Klassenerhalt geschafft wird. Allerdings sollen die Punkte bitte gegen andere Vereine geholt werden. Für den erneuten Einzug nach Europa brauchen wir wirklich jeden Punkt! Das die Partie gegen den Aufsteiger wie vermutet kein Selbstläufer wird, zeigte sich vor allem in der Anfangsphase der Partie. Die Eintracht kam schwer ins Spiel und ließ zudem vor dem Tor 2,3 gute Gelegenheiten liegen. In die Halbzeit ging es somit mit einem 0:0. Kurz nach Wiederanpfiff aber markierte Dost das 0:1. In der 62. Minute erhöhte Da Silva auf 0:2. Die Köpenicker schafften zwar noch den Anschlusstreffer, aber nach 94 Minuten war klar, dass wir den ersten Auswärtssieg der Saison mit nach Hause nehmen können.
Gut gelaunt wollte man sich auf den Heimweg bzw. auf ein Feierabendgetränk in die Kneipe machen, aber da hatten wir die Rechnung ohne die Polizei gemacht. Statt den Gästeblock sich selbst zu überlassen und jeden seiner Wege gehen zu lassen, wurde der gesamte Block zur S-Bahn geleitet. Und zwar nicht zur nächstgelegenen, sondern ein gutes Stück entfernt vom Stadion. Als ob das nicht schon für genug Ärger gesorgt hätte, fuhr die Bahn nicht los – trotz entsprechender Ansagen. Jedenfalls eine gute Taktik, um die Stimmung wieder herunter zu kochen….
Irgendwann ging es dann doch los und Aaron, Howie, Jessy, Alex, Chris und Anne beschlossen, ausnahmsweise Bembelbar Bembelbar sein zu lassen und direkt zur Warschauer Straße zu fahren. Dort verabschiedeten sich Jessy und Alex. Das Aufstehen nachts um Zwei zollte seinen Tribut. Der Rest hingegen beschloss, dem weltbesten Dönermann Musti noch einen Besuch abzustatten. Eigentlich wollten danach auch alle ins Bett, aber was soll man machen, wenn man in einer Stadt ist, wo einen alle 5 Meter die Kühlschränke im Späti anlachen? Die müde Truppe nahm wieder Fahrt auf, und spätestens, als wir zielsicher eine wunderschöne Spelunke ansteuerten war an Schlaf vorerst nicht mehr zu denken. So verbrachten wir den Rest der Nacht mit mehr oder minder guten Getränken (der Eierlikör war wohl eher ein Ladenhüter aus des Kaisers Zeiten…) und bekamen von der Bedienung etliche Lebensweisheiten mit auf den Weg („Nimm keine Pillen, die kein anderer nimmt“). Leider war der Chef sehr egoistisch und wollte seinen Laden irgendwann zusperren, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als „auf Wiedersehen“ zu unserer neuen Bekanntschaft zu sagen – aber nicht, ohne noch die Handynummer mit zu nehmen und uns für das Auswärtsspiel bei der Hertha anzukündigen 😀
Nach einem weiteren Aufenthalt am Späti fand die Nacht dann doch ein Ende, und ziemlich zeitgleich mit der in Kleinostheim ankommenden Autocrew Patrick/Florian/Kay/Lena strichen wir die Segel. Dementsprechend war auch keiner am nächsten Morgen fit genug, sich Matze und Thomas anzuschließen, die eine Tour durch das ehemalige Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen machten.
Zur Mittagszeit trafen sich dann Jessy, Alex und Aaron, um die Berliner Unterwelten kennenzulernen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Unterhalb den Straßen gab es eine Führung zum Thema Atombunker im Kalten Krieg.
Für den Nachmittag wurde das gemeinsame Konferenz gucken ausgerufen, denn Samstag 15:30 ist Fussballzeit! Nach und nach fanden sich alle im dafür ausgewählten Paule`s Metal Eck ein. Von da wanderten wir weiter in die nahegelegene Cocktailbar und nutzten die Happy Hour (…die von Öffnung bis Schließung des Ladens ging….) ausgiebig. Anschließend trennten sich die Wege wieder vorläufig. Während Thomas und Matze nochmal den Elefanten einen Besuch abstatteten und Chris, Aaron und Alex sich Currywurst und Burger einverleibten, verschlug es Jessy, Howie und Anne in eine Karaokebar. Kurzerhand wurde die Bühne geentert. Leider wurde der legendäre Auftritt nicht festgehalten – man munkelt, es gab tosende Begeisterungsstürme im Publikum.
Mittlerweile war es auch schon spät geworden, und fast alle zollten dem Tag Tribut und machten sich auf ins Hostel. Nur der Howie singt eventuell immer noch 🙂
Über den Sonntag braucht man keine Worte verlieren….Pizza zum Frühstück hat einiges gerettet, aber Abreisetage nach so einem Wochenende braucht kein Mensch.
Und niemals vergessen: ALLES AUSSER FRANKFURT IST SCHEISSE!
by Anne