26.02.2013 -15.03.2013: Südamerikatour inkl. 3 Spielen in Argentinien

Südamerikatour 2013
26.02. – 15.03.2013
Chacarita Juniors – Acassuso
Quilmes AC – Atletico Rafaela
Racing Club de Avellaneda – CALanus


Vorbereitung:

Jonas verbrachte ja, wie bereits bekannt, ein soziales Jahr in Buenos Aires! Leider war es mir damals trotz Planung nicht vergönnt ihn vor Ort zu besuchen. Diese Chance sollte sich aber jetzt erneut ergeben, denn Jonas wollte mit seinen Eltern auf große Südamerikarundreise mit dem Endziel Bolivien, wo seine Schwester im Moment ebenfalls ein Jahr verbringt. Mit einem ortskundigen und perfekt spanisch sprechenden Stadtführer nach Buenos Aires zu kommen, wollte ich mir nicht entgehen lassen und so sagte ich Jonas zu, zumindest die erste Zeit dieser Tour zu begleiten.

Steebo schloss sich uns noch an und so konnten die Planungen beginnen! Dankenswerterweise kümmerte sich Jonas trotz Prüfungsstress um alles notwendige im Voraus!

Ich fieberte der Tour bereits Wochen vorher entgegen und werde euch nun im Folgenden über unsere Erlebnisse berichten.

Tag 1 – 26.02.2013:

Jonas war bereits einige Stunden mit einer anderen Airline unterwegs, als Steebo mich morgens um 05:00 Uhr aus dem Bett schmiss. Ich hatte fett verpennt. Also schnell die Klamotten angezogen und ab gings nach Frankfurt an den Flughafen. Netterweise wurden wir durch Steebo´s Schwester chauffiert. Steebo und ich hatten bei Iberia den Flug nach Buenos Aires gebucht. Da die Iberia-Mitarbeiter nicht ganz zufrieden mit ihrer aktuellen Lage sind, wurde gestreikt. Glücklicherweise war unser Flug davon nicht betroffen und so konnte die Tour beginnen.

Erstes Ziel: Madrid! Der Flug ohne erwähnenswerte Vorkommnisse!

In Madrid wurde dann nach 2 stündigem Aufenthalt in den Flieger nach Buenos Aires umgestiegen. Wir hatten uns im Vorfeld Plätze am Notausgang gesichert, so dass wir beide mit unseren Astralkörpern einigermaßen Beinfreiheit genießen konnten. Trotzdem sollte es ein sehr anstrengender und vor allem langer Flug werden. Leider hatten wir eine sehr alte Maschine, die kaum mediale Extras bot. Bis wir schlussendlich in Buenos Aires aus dem Flughafen traten, waren wir geschlagene 20,5 Stunden unterwegs! Jonas wartete bereits sehnsüchtig auf uns .

Er hatte schon ein Mietauto organisiert, mit dem wir eigentlich direkt zum ersten Fussballspiel der Tour fahren wollten (Arsenal – Mineiro, Copa Lipertadores) Da sich unser Flug aber fast 2 Stunden verspätete war dies leider hinfällig. So fuhren wir mit unserem Auto direkt ins vorab gemietete Hostel. Sachen aufs Zimmer und nochmal in die nächstbeste Bar um noch das ein oder andere Quilmes zu vernichten. Lang hielten wir es aber nicht aus und kurze Zeit später lagen wir in unseren Betten.

2. Tag – 27.03.2013:

Am zweiten Tag der Tour sollte dann auch der Länderpunkt fallen. Um 17:00 Uhr sollten in der dritten Liga die Chacarita Juniors gegen Acassuso antreten.
Nachdem man sich am spärlichen Hostelfrühstück gestärkt hatte war das nächste Ziel erstmal das Mietauto zurückzugeben. War es in der Nacht zuvor noch relativ unspektakulär durch BA´s Straßen zu fahren, sollte sich dies jetzt am Tage gewaltig ändern. Um zur Autovermietung zu kommen mussten wir über die Avenida de 9 Julo, welche mit 20 Spuren die breiteste Straße der Welt ist. Und trotz der enormen Breite war diese Straße total verstopft. Jonas war sichtlich erleichtert, als wir nach einer knapppen Stunde Fahrt (für 2 km ) endlich das Auto abstellen konnte!
Nun erkundeten wir das Zentrum per Pedes. Es herrschte überall hektisches Treiben auf den Straßen. Aber es war schon alles sehr interessant und neu für uns. Neben den vielen Fussgängerzonen mit seinen zahlreichen Geschäften und auch vielen Straßenhändlern schauten wir uns auch das Denkmal für die Verstorbenen beim Falklandkrieg an.

Nachdem wir in einem Restaurant eher mittelmäßig gespeist hatten, ging es nun endlich zum Fussball! Per U-Bahn ging es an den Bahnhof Retiro (neben Constitucion einer der beiden grossen Bahnhöfe der Stadt. Von dort ging per Bahn in den Stadtteil San Martin, wo der Verein Chacarita seit vielen Jahren beheimatet ist. Das Ursprüngliche Viertel Chacarita wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts verlassen. In San Martin ausgestiegen gings zu Fuss zum Stadion. Man merkte sofort, dass wir uns jetzt nicht mehr in BA-Centrum befanden. Aber bei weitem keine schlechte Wohngegend! Da sind wir während der Zugfahrt an viel schlimmeren Vierteln vorbeigefahren wo man die Armut bereits von Weitem erahnen kann und auf Grund der dort herrschenden Kriminalität am Besten auch nicht näher betrachtet.

Nach 15 minütigem Fußmarsch erreichten wir das Stadion (Estadio Chacarita Juniors – knapp 25000 Plätze) wo wir uns für 70 Peso (rund 10 Euro) eine Karte für die Platea (Gegentribüne) sicherten. Vor dem Stadion wollten wir noch was trinken und ich wollte Jonas mal etwas entlasten und die Getränke selbst holen. Dieses Vorhaben scheiterte natürlich, denn statt drei 0,5 Liter Flaschen Cola bekam ich drei 2 Liter Bomben hingestellt. Also sprang Jonas mit seinem Spanisch doch wieder helfend ein.

Dann betraten wir die Tribüne. Wie so oft schon passiert, aber immer wieder ärgerlich, zerrissen die Ordner die Eintrittskarte genau in der Mitte und schmissen die eine Hälfte weg. Das Stadion und auch dessen Umfeld sind komplett in den – sehr sympathischen – Vereinsfarben Schwarz, Weiß, Rot gehalten. Überall wo man hinschaut sind diese Farben allgegenwärtig! Die Gegentribüne war 20 Minuten vor Anpfiff bereits gut gefüllt. Die eigentliche Heimkurve hinter dem Tor allerdings noch nicht. Als eifriger Hopp Hard Leser weiß man aber, dass die Barras ihren Einlauf ins Stadion kurz vor Anpfiff regelrecht zelebrieren. So hörte man schon im Voraus die Trommeln und Trompeten vorm Stadion und irgendwann kamen sie dann unter Getose eingelaufen und stellten sich in die Mitte der Heimkurve, wo schon im Vorfeld ihr übergroßes Heimbanner mit dem Namen der Gruppe (La Famosa Banda de San Martin) so wie die in Argentinien üblichen Bänder qür durch den Block aufgehängt wurden.

Den Gästeanhang brauche ich nicht zu erwähnen, weil leider bis auf ca. 15 Hanseln niemand vor Ort war.

Rein sportlich sollte dies heute eine klare Angelegenheit für die Heimmannschaft werden, wenn man sich die Tabelle anschaute (3. vs 16.) und so kam es dann auch. Bereits nach 10 Minuten stand es 2:0 und das Stadion war am toben. Endlich konnte man mal live erleben, was man vorher nur aus Berichten oder youtube-Videos kannte. Den melodischen Support der argentinischen Hinchas untermalt mit vielen rhythmischen Trommeln und einigen Trompeten. Generell eine komplett andere Supportkultur als in unseren Gefilden. Wird in Deutschland, bzw. Frankfurt über spielbezogenen Support diskutiert, brauchen wir hier gar nicht von anfangen, denn hier werden die Lieder wie von einer Playlist abgespult und durchgesungen. Natürlich je nach Spielverlauf mal mit mehr, mal mit weniger Inbrunst! Wir genossen es jedenfalls mit den langen Liedern mitzusummen und zu wippen….

Das Spiel wie gesagt früh entschieden, aber nie langweilig, da sich Chacarita Chance um Chance erspielte. Acassuso komplett chancenlos. Am Ende nur der Dummheit der Heimstürmer geschuldet, sowie dem Linienrichter, der min. 5 Mal falsch auf Abseits entschied, dass das Ergebnis nur 5:0 lautete und nicht zweistellig ausging!

Bei einem argentinischen Stadionbesuch darf laut Jonas eine Choripan nicht fehlen. Eine gut gewürzte mit vielen Fettstücken durchzogene (der Klobasa nicht unähnliche) Wurst, die man mit verschiedenen Saucen noch aufpeppen kann. Geschmack eher ungewohnt aber essbar. Verkauft wurden uns diese Leckereien aus einem privaten Innenhof heraus. Sehr geil!

Per Bahn und U-Bahn wieder zurück zu unserem Hostel wo man dann den Abend bei ein paar Stella´s in der gleichen Bar wie am Vorabend verbrachte und den Tag Revue passieren ließ, ehe man müde in seine Koje fiel…..

3. Tag – 28.02.13

Aufstehen, duschen, kurz Internet, Frühstücken und wieder ab auf Tour! Heute stand kein Fussball auf dem Plan, daher hatten wir Zeit uns die Stadt anzuschaün. Jonas scheuchte uns durch die Strassen, als gäbe es kein Morgen mehr. Generell gilt jetzt schon festzuhalten, dass ich in meinem Leben noch nie so viel gelaufen bin, wie bei dieser Tour! Aber schadet ja nicht ;-).
Nach zig Kilometern Fussmarsch durch die Innenstadt entschieden wir uns einer Bus-Sightseeing Tour beizuwohnen. Hier kann man immer relativ viel sehen in verhältnismässig kurzer Zeit. Leider konnte der Bus wegen einer Demo nicht die geplante Strecke fahren und so wurden ein paar Sehenswürdigkeiten ausgelassen. Für uns natürlich interessantestes Ziel war Boca. Der Stadtteil in dem der wohl bekannteste Argentinische Fussballverein die Boca Juniors beheimatet ist. Dort stiegen wir dann auch aus dem Bus aus und begutachteten die Strassen rund um „La Bombonera“. Hier findet man auch die bekannten bunten Häuser, die man immer gezeigt bekommt wenn es um Buenos Aires geht. Allerdings sind dies nur zwei Strassen auf Touri gemacht mitten in einem eher runtergekommenen Viertel.

Eine Stadionrundführung durfte natürlich nicht fehlen. Leider wird es uns nicht vergönnt sein, ein Spiel dort zu sehen, da man für Boca nur Karten als Vereinsmitglied bekommt oder über den Gastverein, der an diesem WE aber leider nicht aus BA kam oder halt über diverse Agenturen dies dann aber zu absoluten Wucherpreisen (Beispiel: Bei uns im Hostel wurde es für 640 Peso angeboten = knapp 100 Euro)
Das Stadion ist ein absolutes Brett! 3 Ränge und dermassen steil dass einem Angst und Bange werden kann. Aber schaut euch die Bilder selbst an. Das Stadion hat knapp 60000 Plätze. Wenn man bedenkt, dass auf der einen Geraden nur Viplogen mit den bekannten Balkonen vorhanden sind schon eine Menge. Der Grund dafür, dass auf dieser Geraden keine komplette Tribüne steht ist einfach: Der Besitzer des Grundstückes, auf welches die Tribüne gestellt werden sollte, war leider kein Boca-Fan und verkaufte nicht an den Verein!
Wir wurden auch in den Kabinentrakt der Gäste geführt, der direkt unter der Heimkurve platziert ist. Die Gästespieler sollen sich schon vorm Anpfiff in die Hose machen, wenn sie das Getose über sich hören. Auch sind die Kabinen mehr als spartanisch eingerichtet – im Gegensatz zu den Heimkabinen wie uns mitgeteilt wurde. Hier wird halt alles für einen Heimsieg getan 😉
Das Thema bzgl der Vereinsfarben von Boca hat ja mittlerweile jeder schonmal gelesen, oder? Also nochmal in Kurzfassung: Boca hat mit River 1907 um die Vereinsfarben Rot und Weiss gespielt und verloren. Man entschied sich die Nationalfarben des Landes als neue Vereinsfarben zu nehmen, dessen Schiff als nächstes im naheliegenden Hafen einläuft. Da es ein schwedisches Schiff war, sind die Vereinsfarben nun Blau-Gelb!

Danach setzten wir die Bustour fort. Leider kamen wir kaum voran, da die Strassen ziemlich verstopft waren. Trotzdem konnten wir viele sehenswerte Bauten und Denkmäler betrachten ohne von Jonas dorthin gejagt zu werden 😉
Zurück im Hostel kurz frisch gemacht und ab ins la Rey wo ne Spitzenmässige Pizza vertilgt wurde. Auch die Pizza wird in Argentinien genau wie das Bier (1 Liter Bomben) geteilt. Die klatschen aber auch so viel Käse auf die Pizza (die die Argenitinier ja angeblich erfunden haben, behaupten sie zumindest) das man diese nur unter Schmerzen alleine vertilgen könnte.

Rest des Abends dann wieder in unserer „Stammbar“ ausklingen lassen.

4. Tag: 01.3.13

Der heutige Tag war vollgestopft mit Programm. Zuerst ging es nach Almagro um uns Karten für das Topspiel am Wochenende San Lorenzo gegen River Plate zu besorgen. Sehr interessante Gegend rund um die Geschäftsstelle des Vereins. Direkt neben der Geschäftsstelle ist ein grosser Supermarkt. Auf diesem Gelände stand früher das Stadion von San Lorenzo welches dem Verein aber 1979 enteignet wurde. Das neue Stadion wurde 1993 nach 14 Jahren rumtingelei in anderen Stadien im Stadtteil Nueva Pompeya erbaut direkt neben einem der schlimmsten Armenviertel Buenos Aires. Die Fans von San Lorenzo sind damit natürlich nicht einverstanden und kämpfen seit Jahren um die Rückkehr in IHR Viertel. Im Moment sieht es wohl ganz gut aus, was einen Neubau im Heimatviertel angeht. Der Supermarkt wird wohl fast täglich mit Grafitis zugepflastert und es stehen sogar noch alte Kassenhäusschen auf den Strassen vor dem Supermarkt!
Als wir an der Geschäftsstelle ankamen, trauten wir unseren Augen nicht. An einem Freitagvormittag hatte sich eine ca. 300 Meter lange Schlange an den Ticketschaltern gebildet. Da wir nicht allzu viel Zeit hatten und Jonas sowieso Bedenken hatte mit uns und seinen Eltern zu diesem Spiel in dieses nicht ungefährliche Viertel zu gehen, entschieden wir uns dann dazu keine Karten zu kaufen und stattdessen am Sonntag zum Spiel Racing – Lanus zu gehen, was Jonas viel besser in den Kram passte, da Racing sowieso „sein“ Verein in Buenos Aires ist.

Da Jonas ja nach seiner 4 wöchigen Tour nicht zurück nach Deutschland kommt, sondern sein Praxissemester an der deutschen Botschaft in Montevideo verbringen wird, hatte er noch einen zweiten Koffer dabei, den er aber natürlich nicht die komplette Tour mit sich rumschleifen wollte. So ging es erstmal zurück ins Hostel um diesen Koffer zu holen, den Jonas dann bei einem Freund unterstellen wollte. Also per U-Bahn und Zug dann ins Viertel Lomas wo wir sehr nett von Luis in seinem Haus empfangen wurden. Er hatte sogar für uns gekocht! Hier konnte Jonas dann seinen Koffer unterstellen und wir konnten alle Geld wechseln. Da die Argentinische Währung mehr als unsicher ist, versuchen viele Einheimische ihre Ersparnisse in gefestigten Währungen zu bunkern. So war Luis natürlich über ein paar Euroscheinchen sehr erfreut.

Von hier ging es erneut zurück zum Hostel um das überschüssige Bargeld einzuschliessen.
Jetzt stand das zweite (bzw. Dritte wenn man das verpasste mit einrechnet) Spiel der Tour auf dem Programm: 1. Liga – Qilmes gegen Raffaela. Per Bahn ging es in die Stadt Quilmes im Grossraum Buenos Aires. Auf dem Weg fuhren wir auch an den Stadien von Racing und Indepediente vorbei welche nur 200 Meter auseinanderliegen (hierzu später mehr). In Quilmes angekommen ging es per Taxi (brutal runtergeschrubbte Karre – niemals TÜV-tauglich) ans Estadio Centenario Dr. Jose Luis Meiszner (nach dem Clubpräsidant benannt) welches 33000 Zuschaür Platz bietet. Wir machten es uns auf der überdachten Haupttribüne bequem und schauten uns die zweite Halbzeit der beiden Zweitmannschaften an. Das Stadion füllte sich allmählig und ne knappe halbe Stunde vor Anpfiff kam auch die Barra von Quilmes eingelaufen. War schon sehr geil. Mit vielen Trommeln (eine davon extrem gross – siehe Bilder) und Trompeten und Fahnen wurde unter tosendem Applaus und geilem Lied die Kurve geentert. Der Gästeblock blieb bis zum Anpfiff leider leer. Erst nach knapp 20 Spielminuten liefen ca. 70 aus dem 600 km entfernten Rafaela angereiste Gästefans ein und waren erstmal 10 Minuten damit beschäftigt ihren Block zu verschönern bevor der Support begonnen wurde.

Heute hatten wir erneut Glück, was das Spiel an sich anging. In der ersten Halbzeit spielte Quilmes den Gast regelrecht an die Wand, nur leider schafften Sie es nicht ein Tor zu erzielen. Dies gelang dann den Gästen direkt nach Wiederanpfiff. Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt und die paar Hansel im Gästeblock am austicken. Quilmes warf jetzt natürlich alles nach vorne, vergab aber weiterhin Chance um Chance. In der 66. Minute gelang den Gästen durch einen Kunstschuss das 0:2 was die bis dahin sehr gut aufgelegte Heimkurve erstmals verstummen liess. Allerdings hielt diese Ruhephase nur ganze 2 Minuten, denn Quilmes erzielte den Anschluss. Nun war das komplette Stadion am toben und feuerte Ihre Mannschaft nach vorne! Allerdings konnte Rafaela mit seiner dritten Chance den Zweitorevorsprung nur 5 Minuten später wieder herstellen. Als dann aber direkt nach Wiederanstoss den Hausherren erneut der Anschlusstreffer zum 2:3 gelang, war im Stadion kein halten mehr. Alle Leute standen und sangen aus voller Kehle ihr Team nach vorne um wenigstens noch den Ausgleich zu erzielen. Es gab auch Leute die das gesamte Spiel direkt über der Auswechselbank der Gäste standen und diese ununterbrochen bepöbelten. Sehr geile Atmosphäre! Quilmes erkämpfte sich Chance um Chance aber entweder zischte der Ball am Tor vorbei oder der Torhüter konnte retten. In der 87. Minute war es dann aber soweit und das 3:3 fiel. Wahnsinn was hier nun los war! Wir standen mit offenen Mündern da und genossen die Stimmung um uns rum. Dank 5 minütiger Nachspielzeit hatte Quilmes sogar noch Zeit das Spiel komnplett zu drehen. Eine Grosschance hatten Sie noch, aber diese wurde leider vergeben. Hätte gerne erlebt wie das Stadion bei einem 4:3 abgehoben wäre. Aber auch so war es ein grandioses Erlebnis.

Nach dem Spiel war natürlich nirgends ein Taxi abzugreifen und so ging es per Pedes zurück zum Bahnhof. Bestimmt 5km Gewaltmarsch später (Vorbei an der riesigen Quilmes Brauerei) standen wir am Bahnhof und fuhren zurück in die Innenstadt!

Dort setzten wir uns platt aber gut gelaunt vor unsere Stammbar und genossen ein kühles Bierchen.
Ein paar Minuten später kamen Jonas Freunde Norber, Gabi, Emy und Melanie zu uns und es wurde trotz Sprachbarierre ein sehr lustiger und alkoholreicher Abend.

05. Tag 02.03.

An diesem Samstag sollten nun Jonas Eltern die Reisegruppe komplettieren. Zuerst hiess es aber die Hostelaffen in unserem bisherigen Hostel zurückzulassen (waren echt viele Vollhonks hier eingebucht) und in unser neues Hostel in San Telmo umzuziehen. Wir hatten im Vorfeld nicht die komplette Zeit in Buenos Aires durchgebucht, da Jonas Schwester bereits in dem Milhouse Hostel in dem wir die ersten Tage nächtigten, zugegen war und sie meinte, Jonas Eltern könnten mit dem hier ansässigen Partyvolk ihre Probleme bekommen. Wir wollten also prüfen wie die Lage ist und uns dann evtl. nach was neuem umschauen oder weiter buchen. Da es eigentlich ganz gut und auch – wider erwarten – ruhig war, wollten wir eigentlich durchbuchen, aber leider war bereits alles belegt, so dass wir uns nach einem neuen Hostel umsehen mussten.

Das neue Hostel war so, wie ich mir immer ein Hostel vorgestellt hatte. Total verranzt und alternativ. Leider hatten wir nun auch ein schlechteres Zimmer. Zum einen hatten wir nun kein Fenster mehr zum anderen sollten wir das zweite Problem nachts zu spüren bekommen, hierzu später mehr!

Jonas machte sich nun alsbald auf den Weg zum Flughafen seine Eltern abholen. Steebo und ich schlenderten durch die Umgebung und blieben irgendwann in einer Kneipe hängen, wo gerade Barca-Real live im Fernsehen lief. So genossen wir schon nachmittags unsere ersten Bierchen (+ eine Bananenmilch, gell Herr Steeb) ehe ca. 2 Stunden später Jonas mit seinen Eltern Roland und Sylvia einliefen. Nachdem diese ihr Zimmer bezogen und sich frisch gemacht hatten ging es nochmal los.
Jonas wollte uns das „Szeneviertel“ von Buenos Aires, Palermo zeigen.
Nächster Minuspunkt unseres neuen Hostels war nun die weite Entfernung zur nächsten U-Bahn Station. Mussten wir beim alten Hostel nur um die Ecke, waren es jetzt ca. 2 km die man laufen musste. Also hatte man quasi schon keinen Bock mehr als man endlich in der U-Bahn sass 😉

Dass man dann auch noch von der Ausstiegs-Station bis zum Ziel gefühlte Ewigkeiten laufen musste erheiterte Steebos und mein Gemüt nicht wirklich. Ich behaupte ja immer noch, Jonas ist mit Absicht eine Station vorher ausgestiegen. Aber er dementierte vehement! 😉

Egal! Auf dem Weg nach Palermo gönnten wir uns an einem Imbiss erstmal eine argentinische Spezialität namens Empanadas (Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen). In Palermo angekommen war es allerdings nichts besonderes. Kneipen und Modegeschäfte (wahlweise auch beides gleichzeitig) gaben sich die Hand und so sassen wir dann irgendwann im Innenhof einer dieser Gaststätten und tranken unser nächstes Bierchen.
Leider mussten wir natürlich auch wieder zurück zu unserem Hostel. Also Gewaltmarsch zurück zur U-Bahn und von der U-Bahn zum Hostel. Am Hostel kehrten wir dann nochmal in die Bar ein, in der Steebo und ich nachmittags schon sassen und taten was gegen unseren Hunger.

Den Abend verbrachten wir dann bei ein paar Bierchen auf der schönen Dachterasse des Hostels. Diese Dachterasse war wirklich sehr schön (mit Grill usw.) doch wenn man sein Zimmer direkt unter dieser Terasse hat und ein Luftschacht auch noch jedes Geräusch von dieser ins Zimmer leitet ist es nicht mehr so schön. So wurde unsere Nacht eine relativ schlaflose, da andere Hostelbesucher dort oben eine Art Freiluftdisco abhielten (und was für Rotzmusik sag ich euch…)

6. Tag 03.03.

Demzufolge ziemlich gerädert am nächsten Morgen aufgestanden. Aber heute stand ja wieder Fussball auf dem Plan. Daher schnell wieder gute Stimmung! Vorher machten wir alle fünf aber nochmals die Stadtrundfahrt (diesmal mit allen Stationen und viel schneller, da sonntags kaum was los in BA – Sonntag gehört in Argentinien der Familie). Nach der Rundfahrt schauten wir uns noch den berühmten Friedhof von Buenos Aires an, auf dem auch die in Argentinien so verehrte Evita begraben liegt. Generell ein sehr imposanter Friedhof. Kein einziges normales Grab, sondern je nach Reichtum der Familie kleinere oder grössere Bauten, in denen teilweise die Särge sogar aufgebart werden, damit man sie sehen kann. Teilweise stehen sogar Stühle nebendran, damit sich die Hinterbliebenen von Zeit zu Zeit zu ihren Verstorbenen gesellen können!
Dann rief endlich wieder König Fussball! Heute auf dem Programm: Racing – Lanus! Natürlich, wie fast jedes Spiel in der ersten argentinischen Liga, ein Stadtduell – allerdings kein Classico da sich beide Vereine ziemlich neutral gegenüber stehen. Wir fuhren per Bahn wie bereits nach Quilmes und stiegen in Avellaneda, dem Stadtteil der beiden Vereine Racing und Indepediente aus. Auf dem Weg zum Racing Stadion (offiziell Estadio Presidente Peron – aber von allen nur El Cilindro – der Zylinder genannt wegen seiner komplett runden Form) musste man am nur 200 Meter entfernten Stadion von Racings Erzrivalen Independiente vorbei . Schon krass wie nah die beiden Stadien aneinander liegen. Ist klar, dass die sich nicht abhaben können.

Vorm Stadion noch einen lecker gegrillten Fleischbrocken verspeist ehe es ins weite Rund ging (noch nie hat diese Bezeichnung so gepasst wie bei diesem Teil). Ein Hammerstadion. Trotz der teilweise weiten Entfernung zum Spielfeld hat man eine super Sicht durch die enorm steilen Ränge. Würde in Deutschland nie erlaubt werden! Wenn da ganz oben einer stolpert ist er tot!

Als ich ganz oben im Stadion stand um von dort Bilder zu machen, konnte ich beobachten, wie die Barra von Racing mit Pick ups, auf denen deren Fahnenmaterial geladen war, im Konvoi bis vor die Kurve fuhr um dort direkt die Fahnen in den Block zu tragen.
Bis zum Anpfiff füllte sich das Stadion mit ca. 40000 Zuschauern und auch der Gästeblock war mit ca. 3500 Leuten sehr gut gefüllt. Leider haben sich die Jungs von Lanus trotz des guten Auftritts am heutigen Tag allein mit ihrem Namen jedwede Sympathie verbaut: La Barra 14! Unfassbar!

Die Jungs von Racing waren trotz der Niederlage im Classico gegen Independiente eine Woche zuvor Anfangs auch sehr gut aufgelegt. Leider wurde dies auf beiden Seiten dank dem Grottenkick mit der Zeit immer schlechter. Wie heißt es so schön: Ein Tor hätte dem Spiel gut getan! Der Stimmung heute mit Sicherheit auch! Die Mannschaften hätten noch Stunden spielen können, heute wäre kein Tor gefallen. Schön anzusehen war das Intro zur zweiten Hälfte der Lanus Anhänger, die ca. 100 „Kinderbengalen“ entzündeten. Würde mich mal interessieren ob dieses Jugendfeuerwerk auch in Deutschland im Stadion erlaubt ist. Bei einer gewissen Anzahl sieht auch das sehr fein aus!
Lustig fand ich generell bei den Spielen auch, dass der Schiri bei einem Freistoß in Strafraumnähe mit einem weißen Schaum der sich kurz darauf wieder auflöst den Punkt des Freistoßes markiert, sowie die Linie auf der die Mauer postiert werden muss.
Nach dem wirklich ermüdenden Kick mussten wir erstmal warten, bis die Gästefans abgezogen waren. Dies ist in Argenitinien meistens so, dass zuerst die Gästefans aus dem Stadion getrieben werden und dann erst der Heimanhang gehen darf. Allerdings ging dies für die Anzahl der Gäste relativ zügig und so konnten wir ca. 20 Minuten nach Abpfiff den Heimweg antreten. Da Sonntagsabends die U-Bahn nicht so lange fährt, beschlossen wir die Rückfahrt in unser Hostel per Remise zu bewältigen. Remises sind Taxen von Privatunternehmen mit den man vorher bereits den Preis vereinbart. Nach gefühlten 10 km Fußmarsch fanden wir endlich ein Remise-Büro von wo aus wir für relativ kleines Geld zurück in die Stadt gefahren wurden. Es war allerdings schon ein Erlebnis, da wir in einem total verranzten Renault 19 saßen. Als der Fahrer an einer Steigung das Auto absaufen ließ, startete er mit dem Schlüssel den Motor und musste dann allerdings zwei Kabel aneinander halten und nach dem es gefunkt hatte, konnte er auch den ersten Gang einlegen und losfahren. Mich hatte vorher schon die ganze Zeit gewundert, warum er immer im zweiten Gang angefahren war. Wir überstanden die Fahrt unbeschadet und saßen kurze Zeit später auf der Dachterasse des Hostels und genossen ein kühles Quilmes. Prost!
Dank Ohrenstöpsel war die Nacht diesmal kein Problem!

7. Tag – 04.03.:

Der heutige Tag wurde erstmal ruhig angegangen. Nachdem Frühstück ließen wir uns erstmal Zeit die mit Internet oder Karten schreiben verbracht wurde. Nun ging es per Linienbus in das Viertel in dem Jonas während seines BA-Aufenthaltes gewohnt hatte. Die Busfahrt war schon extrem aufregend.
Der Fahrer raste wie ein bekloppter durch die Stadt. Wir kamen auf dem Weg auch durch eine Parallelstraße zu Caminito (bunte Häuser, Boca usw.) wo die Menschen in selbstgezimmerten Unterschlüpfen auf der Straße wohnen. Echt krass, wenn man bedenkt, dass eine Straße weiter ne absolute Touri-Hochburg ist. Nach ner guten Stunde Fahrtzeit kamen wir dann in dem Viertel an. Es war ein normales Mittelstandsviertel in dem man sich nicht unwohl fühlte (im Gegensatz zu ein paar vorher durchfahrenen Vierteln!)
Auch wenn es für Jonas irgendwie nichts Besonderes war, fand ich es schon schön zu sehen, wo und wie er bei seinem Aufenthalt in BA gelebt hatte!
Danach ging es per Bus weiter nach Lomas, wo nochmals kurz Luis besucht wurde den Silvia und Roland auch kennenlernen wollten. Auf dem Rückweg zum Bahnhof noch schnell nen Pancho (argentinische Hot Dog Variante) eingeworfen ehe es per Bahn zurück in die City ging.
Zurück im Hostel testete ich meine haushälterischen Fähigkeiten in dem ich im Waschbecken meine dreckige Wäsche wusch. Nie mehr!!!
Jonas, Roland und Steeb machten sich derweil auf in den nächsten Supermarkt und zum nächsten Metzger um die Zutaten für die abendliche Girllsession zu besorgen. Da wir auf unserer Dachterasse auch einen gemauerten Grill hatten, wollte uns Jonas mit der Argentinischen Version des Grillens vertraut machen, dem Asado! Hierbei werden nicht wie bei uns einzelne Steaks gegrillt, sondern komplette Fleischbrocken eher passiv über mehrere Stunden gegrillt. Ein wahrer Hochgenuss sag ich euch!
So machten wir es uns bei ein paar Bierchen auf der Dachterasse bequem und verbrachten die Zeit bei Dummgebabbel, ehe Jonas nach ca. 3 Stunden die fleischlichen Köstlichkeiten kredenzte.

8. tag – 05.03. :

Eigentlich sollte am heutigen letzten Tag in Buenos Aires noch mal ein Fussballspiel anstehen, doch leider wurde das geplante Copa Spiel zwischen Tigre und Palmeiras (Brasilien) einen Tag vorher von Dienstag auf Mittwoch gelegt! Scheiß verfluchter Hopping-Gott!

Nichts desto Trotz fuhren wir wie geplant an dem Tag nach Tigre um uns dort das Delta des Rio Parana anzuschauen, der nicht weit von hier entfernt in den Rio de la Plata mündet. Durch die vielen Inseln in diesem Delta auf denen viele Sportanlagen, Clubs, Restaurants, Hotels und auch Ferienwohnungen angesiedelt sind, ist es ein beliebtes Naherholungsgebiet der BA´ler geworden.

Cool fand ich auch die Geschichte um den Namen der Stadt Tigre, die sich am äußersten Ende des Ballungsraumes Buenos Aires befindet: Als Einwanderer vor Jahrhunderten hier ankamen sahen sie die hier lebenden Jaguare, hielten diese aber für Tiger und nannten demzufolge die Stadt Tigre.

Per Bootstour erkundeten wir die Gegend und ließen uns die heute extrem starke Sonne auf den Pelz scheinen.
Mit dem Zug ging es wieder zurück in die City. Heute sollte ich mein vor Tagen gegebenes Versprechen einlösen und kaufte mir im Zug etwas bei einem der vielen vielen Ramschverkäufern. Egal ob man Bus, U-Bahn oder Zug fährt. Überall kommen zig Leute (meist sehr arme Leute) die einem irgendeinen Mist andrehen wollen (Kullis, Nähsets, Schokoriegel) Geil finde ich, dass die Leute nicht einfach ins Abteil kommen und kurz Ihre Ware anpreisen. Nein, die Leute kommen ins Abteil und erzählen erstmal fünf Minuten lang, dass Ihr Produkt ja das Weltbeste ist und dann kommen Sie mit Plastikhüllen für U-Bahn Karten um die Ecke 🙂

Generell gilt festzuhalten, dass man trotz der großen Armut in dieser Stadt wirklich kaum einen Bettler sieht, wie sie bei uns oft in den Fussgängerzonen rumhocken. Hier versucht jeder was für sein Geld zu leisten. Und sei es nur Bälle oder Kegel an einer roten Ampel zu jonglieren.

Zurück im Hostel wurde gepackt und noch ein, zwei Bierchen getrunken ehe es in die Falle ging, da man am nächsten Morgen ja früh aufstehen musste >>> die Weiterreise nach Uruquay stand an!

9. tag – 06.03.

Heute hieß es Abschied nehmen von Buenos Aires und vorerst auch von Argentinien. Die Weiterfahrt nach Uruguay stand auf dem Plan! Per Fähre sollte es über den Rio de la Plata nach Colonia gehen und von dort weiter nach Montevideo! Um 06:00 Uhr war Aufstehen angesagt. Ich stellte mir mein Handy welches mich irgendwann aus dem Schlaf riss. Ich war total am Arsch, schlurfte aber direkt in die Dusche. Als ich nach der Erfrischung wieder aus dem Bad kam und mich am Anziehen war, fragte mich Steebo, was ich Trottel denn bitte da machen würde. Ich antworte: „Was soll ich schon machen du Aff – ich hab geduscht, zieh mich jetzt an und jetzt bist du dran!“ Da meinte er nur, dass wir viertel nach zwei hätten und er jetzt noch knapp 4 Stunden schlafen würde. Ich Vollidiot hatte meinen Handywecker auf 06:00 Uhr gestellt. Allerdings deutsche Zeit! Jetzt war auch klar, warum ich noch so müde war. Also ging ich frischgeduscht wieder in die Falle! Jonas bekam dank seiner Ohrenstöpsel von all dem nix mit. Also vier Stunden später um argentinischen 06:00 Uhr erneut aufgestanden, den Rucksack gepackt und per Taxi ab an den Fährhafen! Dort lief dann alles wie am Flughafen ab. Einchecken, Gepäck abgeben, Passkontrolle, Warten!

Mit einem Katamaran überquerten wir in einer Stunde den Fluss und hatten nun uruguayischen Boden unter den Füßen. Colonia ist die älteste Stadt Uruguays und Weltkulturerbe. Ein wirklich schnuckeliges Städtchen, dass wir uns nun die nächsten Stunden per Pedes anschauten. Zwar quengelten Steebo und ich mehrmals rum, uns doch einen der zahlreich angebotenen Buggy zu mieten, aber wir wurden nicht erhört ;-). Generell war es schon gleich ein entspannteres Gefühl in diesem Idyll, wenn man vorher eine Woche in der extrem hektischen Stadt Buenos Aires unterwegs war!
Natürlich benötigten wir jetzt auch uruguayisches Geld. Aber dies stellte sich schwieriger raus als gedacht. In dem Ort gab es 5 Geldautomaten von denen 4 leer waren und den fünften machten wir – nachdem wir nach ca. 20 minütigem Schlangestehen endlich dran waren – dann leer!
Per Bus ging es nun 2,5 Stunden nach Montevideo. Das wir bei Ankunft in der Hauptstadt nicht am Sitz festgefroren war, war echt ein Wunder! Gefühlte Minusgrade verursachte die Klimaanlage in dem Bus. Das war echt ein Schlag in die Fresse als man in Montevideo aus dem Bus stieg.
Montevideo ist mit 1,3 Millionen Einwohnern um einiges kleiner als BA und gehört zu den sichersten Städten in ganz Südamerika. Desweiteren ist MV die Stadt mit der höchsten Lebensqualität in Südamerika. Dies merkt man auch. Kann es natürlich nur im Vergleich zu BA sagen, aber das war schon ein großer Unterschied!
Vom Busbahnhof ging es per Taxi ans Hostel, wo wir uns erstmal frisch machten und später die ersten Erkundungen in der Stadt machten! Noch was gegessen, und den Rest vom Abend im Innenhof des Hostels verbracht, wo Abends immer eine Bar aufgebaut wurde, wo man für gutes Geld Coktails bekam!

10. Tag – 07.03.

Die Kompletterkundung der Stadt stand heute auf dem Plan. Zuerst liefen wir durch das Zentrum um den Weg weiter Richtung Hafen fortzusetzen. Dort setzten sich die anderen an die Promenade während ich bis zur Hafeneinfahrt spazierte und mir mal von der Nähe mein berufsbedingtes Interesse zu befriedigen. Aber alles ganz gemächlich und überschaubar hier!
Am Hafen befand sich auch die alte Markthalle, in der heute lauter Fressstände und Souvenirshops beheimatet sind. Als wir hier reinspazierten und Steebo die ganzen Grills begutachtete fragte er mich ob wir nun im Himmel wären ,-) War aber auch wirklich imposant die ganzen Asado-Stände. In Uruguay wird das Fleisch im Gegensatz zu Argentinien über, bzw. neben Holz gegrillt! Die Roste sind schräg zum Feuerkorb aufgestellt unter den dann die Glut rutscht. Auch hier werden komplette Fleischbrocken gegrillt. An einem Stand hielt uns der Grillmeister ein Stück Fleisch zum Probieren hin und nach Verköstigung setzten wir uns sofort an die Theke! Wir orderten ein ganzes Steak von dem was wir gerade probieren durften . Und es sollte das beste Steak sein, was ich je in meinem Leben gegessen habe! Echt sau lecker!

Danach wollten sich Jonas´ Eltern die deutsche Botschaft und seine neue Wohnung anschauen, welche am komplett anderen Ende der Stadt lagen. Steebo und ich waren natürlich nicht begeistert, dass wir jetzt bei Gluthitze zig Kilometer durch die ganze Stadt latschen sollten! Wir entschlossen uns, die anderen laufen zu lassen und setzten uns in den Sightseeing Bus und ließen uns durch die Stadt chauffieren. Wie schon geschrieben, generell alles sehr gechillt hier in Montevideo und teilweise auch sehr schöne Bauten und Denkmäler zum anschauen.
Unser Ziel war allerdings das Jahrhundertstadion, welches zur ersten Weltmeisterschaft 1930 errichtet wurde. Das Stadion ist heute noch in Betrieb und wird von den beiden großen Vereinen des Landes genutzt: Penarol und Nacional! Das damalige Fassungsvermögen von ca. 100000 wurde nun auf 76000 reduziert.
Wir stiegen also an der Station aus und erkundeten das Stadion, bzw. dessen Umfeld und versuchten auch irgendwie reinzukommen. Ein Tor war dann wirklich offen und wir schlichen uns rein um ein paar Fotos zu machen. Schon ein geiles Teil. Und wenn man bedenkt, dass hier die erste WM gespielt wurde schon ein erhebendes Gefühl! Ich sollte ja am Folgeabend hier ein Spiel sehen, aber Steebo wäre zu diesem Zeitpunkt ja schon im Flieger gen Heimat. Nach ein paar Minuten verließen wir den Ground wieder und liefen weiter außenrum. Nur zwei Eingänge weiter befand sich das uruguayische Fußballmuseum, was wir dann auch anschauten. Echt interessante Exponate findet man hier! Man erfährt auch, dass das Stadion damals in einer Rekordzeit von 6 Monaten fertiggestellt wurde. Für diese Zeit eine extrem schnelle Errichtung! Das Stadion ist auch das bisher einzige weltweit, was von der FIFA zum Weltfußballmonument erklärt wurde!
Nun warteten wir auf den nächsten Bus und setzten unsere Sightseeingtour fort.
Abends im Hostel trafen wir uns wieder mit Familie Stenger, die alle drei total verbrannt waren. Nun stellten auch wir fest, dass zumindest unsere Unterarme, die wir auf dem Bus immer aufs Geländer gelegt hatten auch verbrannt waren. Sah bei mir toll aus, da ich vor und nach der Stadionbesichtigung auf der linken Seite des Busses saß, daher war nur mein linker Arm verbrannt. Steebo hatte es besser gemacht und saß einmal links und einmal rechts!

Der Abend wurde dann wieder im Innenhof des Hostels verbracht.

11. Tag – 08.03.

Ich wachte heute relativ früh auf. Grund war Meister Steeb, der heute seine Heimreise antrat und daher um 05:30 Uhr aufstehen musste (richtige Uhrzeit !) Er hatte schon ein wenig Bedenken, ob denn alles glatt laufen würde. Seine Rückreiseroute sah wie folgt aus:

Per Taxi zum Busbahnhof – Bus nach Colonia – Fähre nach BA – Taxi an den Flughafen – Flug nach London – Flug nach FFM. Und das alles ohne Spanischkenntnisse und kaum Englischkenntnissen.
Aber es klappte alles und Steebo gab Samstagsfrühs kurze Info, dass er heil daheim angekommen ist.

Wir dagegen machten heute nochmals die Stadtrundfahrt (mein Ticket galt ja noch) und speisten danach nochmals lecker in der Markthalle (heute stand bei mir Blutwurst auf dem Speiseplan – ebenfalls die beste die ich je gegessen habe)
Abends erneut im Innenhof gesessen und uns nett mit einem Halb-Schweizer Pärchen (Italien-Schweiz + Deutsch-Schweiz) unterhalten, welches sich im Moment auf Weltreise befand)

12. / 13. Tag – 09.03./10.03.

Heute stand die gefürchtete 30 Stunden-Tour nach Iguazu auf dem Plan. Um 05:30 Uhr mussten wir aus den Federn. Diesmal stellte ich meinen Wecker auf die richtige Uhrzeit…
Per Taxi ging es dann zum Busbahnhof von wo wir dann weiterfuhren nach Colonia wo wir kurz darauf die Fähre nach Buenos Aires betraten. Alles recht unspektakulär, da ja bereits bekannt!
In Buenos Aires hatten wir dann noch knapp 4 Stunden Aufenthalt ehe unser Bus nach Iguazu losfuhr. Wir wollten natürlich nicht unser Gepäck die ganze Zeit durch die Stadt schleifen, deshalb versuchten wir, die Sachen bereits am Busbahnhof loszuwerden. Das war das erste Mal, dass wir die Gegend rund um den Bahnhof Retiro, der auch den Busbahnhof beinhaltet, betrachteten. Alles echt abgefuckt hier. Jetzt war klar, warum uns Jonas vorher noch nicht hier hin führte. Wir waren daher auch froh, als wir unsere Rucksäcke bei der Gepäckstation abgeben konnten. Wir mussten sogar das Gepäck nicht mehr abholen – man wollte sich drum kümmern, dass es direkt in den Bus geladen werden würde!
Wir schlenderten dann noch ein wenig durch die Gegend und ließen uns dann am Ende in einem Schnellimbiss nieder um vor der Fahrt noch was festes in den Magen zu werfen! Ich entschied mich gegen die bekannten Empanadas und bestellte ein Schnitzel, welches ich am Nebentisch schon liegen sah und für lecker befand. Allerdings ist Rinderschnitzel nicht wirklich prickelnd und ich ließ das meiste liegen.

Pünktlich zur Abfahrt waren wir wieder am Busbahnhof und warteten auf das Signal zum Einsteigen. Ich bat Jonas dann noch, bitte zu erfragen ob unsere Rucksäcke wirklich im Bus lagen. Natürlich nicht! Also nochmal an der Gepäckstation vorbeigefahren, aber die Rucksäcke waren nicht aufzufinden. Na klasse! Was nun? Egal, der Bus musste starten! Kurz nach Abfahrt kam der Steward zu Jonas und teilte ihm mit, dass er rumtelefoniert hätte und nun wisse wo unsere Rucksäcke sind. Sie wären angeblich bereits in einen anderen Bus geladen worden, der schon 1,5 Stunden vorher abgefahren ist. OK, das mussten wir erstmal so hinnehmen.

Widmen wir uns nun dem Bus. Sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen. Da ja in Argentinien sehr viele Strecken mit dem Bus bewältigt werden und dabei große Entfernungen und demzufolge lange Fahrtzeiten überstanden werden müssen sind die Busse um einiges komfortabler als man das in unseren Kreisen kennt. Wir saßen in einem Doppeldecker in der unteren Etage in der sich lediglich elf Sitze befanden, die man guten Gewissens mit dem Komfort der Business-Class in einem Flugzeug gleichsetzen kann. So war die Fahrt dann am Ende wirklich kein Problem. Auf der Strecke wurde nochmal angehalten um die frischgekochte Verpflegung aufzugabeln. War echt lecker – nicht vergleichbar mit einem Flugzeugfraß.
Dank Schlaftablette und bequemen Sitz war die Nacht im Nu vorüber und als man am nächsten Morgen aufwachte und aus dem Fenster sah erwartete einem der pure Dschungel. Waren die ersten Stunden ab Abfahrt noch von einer Landschaft geprägt, die man auch in unseren Gefilden findet, sah dies nun etwas anders aus. Geile Landschaft, die einem die letzten Stunden bis zum Ziel verkürzte.

Am Busbahnhof in Iguazu angekommen gingen wir als erstes zur Gepäckstation, die allerdings unsere Rucksäcke nicht hatten. Jetzt ging die Laune schlagartig nach unten. Jonas kontaktierte darauf sofort wieder unseren Bus-Steward, der nochmals mit dem anderen Bus telefonierte und erfuhr, dass der Bus trotz früherer Abfahrt in BA noch nicht angekommen war und wir somit noch warten mussten.

Nun hieß es Hoffen und Bangen. Nach knapp 1,5 Stunden fuhr dann der Bus endlich ein und hatte glücklicherweise unsere Rucksäcke an Bord!
Nun konnten wir endlich in unser Hostel, welches glücklicherweise genau gegenüber dem Busbahnhof lag. Leider war unser Zimmer noch nicht fertig und so mussten wir nochmal 2,5 Stunden warten, ehe wir uns nach endlosen 33 Stunden auf Achse dann mal frisch machen konnten!
Die Wartezeit versüßten wir uns mit einem halben Kilo Eis! In Argentinien wird wie so vieles auch das Eis geteilt, daher holt man in der Eisdiele keine Bällchen sondern bestellt je nach dem wie viel Leute mitessen, ein viertel, halbes oder ganzes Kilo. Das Eis wird dann in eine blumentopfähnliche Styroporschale geschmiert, abgewogen und mit gewünschter Löffelanzahl ausgehändigt!
Nachdem wir uns dann endlich geduscht hatten, schlenderten wir nochmals durch das zu dieser Jahreszeit verschlafene Örtchen. Für eine Tourihochburg doch recht runtergekommen! Nach einem zünftigen Abendmahl genoss man noch ein paar Qilmes bevor es dann total geschlaucht in die Heiha ging!

14. Tag – 11.03.

Heute ging es nun endlich zum großen Ziel dieser Reise (und für mich das Finale) – den Iguazu Wasserfällen. Wer mehr über die Wasserfälle an sich erfahren will, klickt hier oder hier.

Heute ging es erstmal auf die argentinische Seite auf der ca. 80% der Fälle liegen. Am Busbahnhof in den Bus gestiegen und direkt am Eingang des Nationalparks ausgestiegen. Für üppige 27 Euro erlangten wir Einlass (Einheimische bezahlen wie so oft erheblich weniger!!!)
Ich weiß gar nicht, was ich alles schreiben soll. Es war einfach GIGANTISCH! Einfach unbeschreiblich schön! Die Landschaft an sich schon, die vielen verschiedenen frei lebenden Tiere und natürlich die vielen Wasserfälle. Man muss es einfach selbst gesehen haben. Die Bilder geben kaum wieder, wie es wirklich ist. Schade war, dass das Wetter heute nicht das Beste war und wohl auch die Tage zuvor nicht, denn das Wasser war sehr braun (liegt aber nur an der durch Regenfälle aufgeschwämmten roten Erde)

Nach ca. 6 Stunden hatten wir den kompletten Park durchlaufen und auch alles mehr als genossen! Per Bus ging es wieder zurück an den Busbahnhof.
Heute wollten wir in der Hostelküche selbst kochen. Also erstmal einkaufen! Dann gab es neben ein paar kühlen Quilmes lecker Spaghetti Bolognese!

15. Tag – 12.03.

Natürlich wollten wir uns auch die brasilianische Seite der Wasserfälle anschauen. Also erneut mit dem Bus ging es rüber nach Brasilien. Wir reisten zwar offiziell aus Argentinien aus, aber nie in Brasilien ein. Denn wenn man ein Rückfahrtticket hatte, musste man nicht zur Passkontrolle.

Da wie gesagt, die meisten Fälle in Argentinien liegen, hat man von Brasilien aus die bessere Panoramaübersicht! Auch wenn es heute nichts Neues mehr war, war es dennoch erneut sehr schön! Ich könnte an manchen Stellen echt stundenlang stehen und einfach nur in die Wasserfälle schauen!

Der brasilianische Park ist in gut 2 Stunden durchlaufen. Auf den Bus gewartet und zurück nach Argentinien. Eigentlich wollten wir nun noch ans Triple Frontera. Das ist das Dreiländereck, wo Brasilien, Argentinien und Paraquay aneinander grenzen. Allerdings begann es kurz nach Rückkunft im Hostel dermaßen zu schütten, das wir diesen Plan schnell verwarfen. Waren halt im Regenwald J

 

16. Tag – 13.03.

Heute hieß es Abschied nehmen! Jonas und seine Eltern setzten am heutigen Tag ihre Reise fort und ließen mich im Urwald auf mich allein gestellt! Ihr nächstes Ziel hieß Bolivien, wo sie sich wie angesprochen mit Jonas´ Schwester trafen und sich zum Beispiel noch die Salzwüste oder den Titicacasee anschauten. An dieser Stelle möchte ich Jonas ganz herzlich danken! Denn ohne ihn hätte ich dies alles nicht erleben dürfen. Ist halt echt extrem schwierig wenn man die Sprache nicht kann und wir haben ja auch vieles gesehen, wo man als normaler Touri nicht hinkommt! Er hat jedwede Situation mit einer Engelsgeduld für Steebo und mich erledigt! War bestimmt teilweise auch nervig unsere ganze Fragerei! Also nochmal: DANKE!

Für mich stand heute nur noch Urlaub auf dem Plan. Ich legte mich mit einem Buch (Uli Borowka – Volle Pulle / kann ich nur empfehlen!) an den Pool und ließ mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Mittags schlenderte ich nochmals durch das Kaff und um 16:45 Uhr schaute ich mir dann mit drei Londoner Jungs das CL-Spiel zwischen Bayern und Arsenal an.
Abends noch ein, zwei Bierchen mit einer frischangereisten Deutschen getrunken die eine 40 Stunden Busfahrt hinter sich hatte! Krank! Um 21:00 Uhr bin ich dann auch in die Federn, da ja für mich am nächsten Morgen um 05:00 Uhr der Wecker klingelte!

17./18. Tag – 14.03./15.03.:

Meine Angst vorm Verschlafen hielt mich eigentlich die ganze Nacht wach und so drückte ich den Wecker schon weg bevor er überhaupt anfing zu bimmeln! Ab unter die Dusche, Sachen gepackt und ausgecheckt. Per Taxi ging es dann an den Flughafen in Iguazu.
Von dort flog ich mit Aerolineas Argentinia nach Buenos Aires. Leider kam ich am Stadtflughafen an und musste somit erstmal noch durch komplett Buenos Aires tuckern (per Remis) um zum Ezeiza Flughafen zu gelangen. Dort traf ich zwei Jungs wieder, die schon bei uns im Bus nach Iguazu saßen. Und siehe da, man kannte sich eigentlich (Ex-Freund einer Ex-Arbeitskollegin)! Somit verging die Wartezeit bis zum Start mit viel Erzählungen über das jeweils Erlebte relativ schnell vorüber!

Der Flug nach Madrid war dank dreier Säuglinge direkt neben mir die reinste Hölle. Trotz Schlaftablette habe ich kein Auge zu gemacht! Dafür James Bond auf spanisch gesehen, ist doch auch was oder? Drecks Iberia! Bitte bucht nie einen Flug dort!
In Madrid mit meinen „neuen Freunden“ die nächsten 2, 5 Stunden verquatscht ehe man sich im Flug nach Frankfurt endlich ein paar Minuten Schlaf gönnte! Nach 29 Stunden Tour landete ich dann endlich in FFM wo mich eigentlich mein Bruder abholen sollte.
Mit T-Shirt und kurzer Hose bei 0 Grad vors Terminal gelatscht, war natürlich niemand da! Toll! Akku vom Handy leer, keine Euro im Geldbeutel und kein Abholer! Tolles Ende einer Reise! Nach 1,5 Stunden Warterei, Rumtelefoniererei (keine Ahnung wann ich das letzte Mal eine Telefonzelle genutzt hatte) traf ich dann endlich meine Schwägerin und meine Nichte (die schon nach Argentinien fliegen wollte um mich zu holen) , die dank Falschinfo von meinem Bruder ans falsche Terminal gefahren waren und durch diese Verzögerung hatten wir uns in meinem Terminal wohl mehrmals verpasst ! Shit Happens!

So endete also diese sagenhafte Reise. Wenn auch nicht mit soviel Fussball wie geplant (bin ja schon froh, dass uns der Hoppinggott überhaupt was beschert hatte) aber dennoch eine sehr interessante und schöne Erfahrung!

Die nächsten Reisen ins Ausland will ich dann aber wieder mit der Eintracht machen!
Ob Rom, Mailand oder London;
Moskau, Wien oder Athen;
ob mit Bus oder Bahn oder Flugzeug – Scheißegal!
Eintracht Frankfurt International!

Gez. Teddy

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