1. Liga England: FC Liverpool – FC Fulham

Sonntag 11.04.10
FC Liverpool – FC Fulham
Zuschauer: 42331
Endstand: 0-0


Um 06:45 Uhr klingelte der Wecker in unserer bescheidenen Unterkunft. Ab unter die Dusche und dann frühstückslos an die Rezeption, wo uns Apu ein Taxi bestellte. Mich wunderte schon, dass beim Telefonat der Preis geklärt wurde, aber als dann ein stinknormaler BMW ankam mit nem weiteren APU, war klar, dass da eine Hand die andere wäscht. Aber uns wars egal und ab gings zur Victoria Coach Station, von wo aus der Bus Richtung Liverpool starten sollte. Wir waren selbst total überrascht, als wir diesen Bus-Bahnhof sahen. Ein riesiges Gebäude, im inneren ausgestattet wie ein Flughafen. Überall hängen Infotafeln, wo man ersehen kann, wann und an welchem Gate welcher Bus abfährt. So standen wir dann an unserem Gate, ehe fünf Minuten vor geplanter Abfahrt die Tür geöffnet wurde und direkt dahinter stand der Bus. In England wird auch auf weiteren Strecken viel mit dem Bus gefahren, da das Reisen mit der Bahn extrem teuer ist. Wir fuhren für 13 Pfund nach Liverpool. Der Bus war auch bis auf den letzten Platz gefüllt. Und wie man das ja auch von unseren Fahrten kennt, gibt es immer min. einen an Bord, der sich nicht benehmen kann, bzw. der dem restlichen Businhalt auf die Nerven geht. So auch heute! Da war ein Vogel dabei, ununterbrochen am scheiße labern, dauernd hat er die Dachluke geöffnet, dann war er fünf Minuten nach Abfahrt mal schön zum kacken auf dem Bordklo usw. Alle Mitfahrer waren sichtlich genervt. Aber uns ließ er zum Glück in Ruhe. Gut, mein „Halt´s Maul, du Aff!“ hätte er sowieso nicht verstanden 😉

Mit an Bord auch schon einige, denen man anhand ihrer Fankleidung ansehen konnte, dass sie das gleiche Ziel wie wir hatten – Anfield! Desweiteren gab es neben der unverzichtbaren Nervensäge auch eine Art „Bengalisch“. Zwar hatte er keine Sexpuppe dabei und blieb auch sonst angezogen, doch eins hatte er mit Alig gemeinsam. An der einzigen Rast, plünderte er den Spielautomaten. Auf die 50 Burger warte ich allerdings heute noch…

Nach unendlichen 5,5 Stunden kamen wir dann endlich in Liverpool an. Dort ins Taxi gestiegen und ab an die Anfield Road. Erstes Ziel war der Kartenschalter, da unsere bestellten Karten nicht mehr rechtzeitig vor Abreise in Deutschland ankamen. Dank Vanessas Ausdauer und perfekten Englischkenntnissen konnten wir dieses Problem aber am Vortag telefonisch lösen. So waren unsere Karten auch wie gewünscht hinterlegt und der Traum Anfield konnte war werden. Bevor wir das Stadion allerdings betraten, umrundeten wir es erstmal und schauten uns die Umgebung genau an. Es war schon ne Menge los auf den Straßen, wie schon tags zuvor bei West Ham überall fliegende Händler mit Fanutensilien und jede Menge Dickmacher-Stände. Die meisten Leute sammelten sich natürlich vor der Gedenkstätte in der Anfield Road, wo den 96 Verstorbenen Liverpoolanhängern gedacht wird, die beim Unglück in Hilsborough ( http://de.wikipedia.org/wiki/Hillsborough-Katastrophe ) am 15. April 1989 ums Leben gekommen sind. Natürlich schauten auch wir uns das Denkmal an.

Dann war es endlich soweit und wir betraten durch einen – in England üblich – sehr engen Eingang Anfield. Ein überwältigender Anblick! Sehr geiles Stadion, Ecken komplett geschlossen und die Ränge gehen extrem nah ans Spielfeld ran. Wir hatten Plätze auf der Tribüne gegenüber dem berühmten „Kop-End“, der Heimtribüne der Liverpooler. Allerdings sollte das Stadion an sich das einzig positive sein, was wir hier heute erleben sollten.

Das schrecklichste war das Publikum. Wo man hinsah, nur Fussballtouristen. Massenweise Asiaten vollbepackt mit Tüten voller Merchandiseartikel, die alles, aber vor allem sich selbst fotografieren musste. Aber auch vom restlichen Publikum kam das ganze Spiel über NULL KOMMA NULL. Erschreckend. Wir wünschten uns, einmal mit der Eintracht hier zu spielen, dass diese Helden mal sehen, bzw. hören, was Support bedeutet. Natürlich ist uns klar, dass in England nicht viel geht, aber im Gegensatz zu West Ham am Vortag war hier der Hund (und die Katze, Hamster, Hase usw.) begraben. Auch vom Gästeanhang (wir saßen direkt neben dem Gästeblock) kam nichts, außer gelegentliche Lobeshymnen auf Bobby Zamora. Einzig erwähnenswert wäre noch die Schweigeminute zu Beginn, bei der den oben bereits erwähnten Hilsborough-Opfern gedacht wurde, da sich das Ereignis ja zum 21. Mal jährte. Wir haben ja schon viele Schweigeminuten erlebt, aber bei dieser herrschte eine gespenstische Stille, die einem Gänsehaut bereitete. Nicht mal ein Huster war zu hören. Das einizige Geräusch, das man hörte, waren das Klicken der Fotoapparate.

Auch auf dem Rasen bekamen wir nichts tolles zu sehen. Kein Kampf, Kein Spiel, Nichts!

Und so gingen wir nach enttäuschenden 90 Minuten und einem Wiedersehen mit Kyrgiakos, der an seiner Spielweise rein gar nichts geändert hat, wieder von Dannen.

Die Lust, die Pubs in Stadionnähe unsicher zu machen und evtl. mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, war uns auch vergangen. So liefen die paar Hundert Meter weiter, um uns das Stadion, nebst Umfeld vom zweiten Liverpooler Verein, dem FC Everton mal anzuschauen. Ich bin hier zwar schon vor einem Jahr rumgedappt, aber Flori hatte es ja noch nicht gesehen. Auch kein schlechtes Ambiente rund um den Goodison Park. Hinter der einen Tribüne geht man aus dem Block und ungelogen 10m auf der anderen Straßenseite in seine Haustür (wenn man das „Glück“ hat, dort zu wohnen)

Nachdem man sich alles angeschaut hatte, hielt man ein Taxi an, um an den Hauptbahnhof zu

fahren, wo man sich die restliche Zeit bis zur Abfahrt des Zuges zurück nach London um die Ohren schlagen wollte. Am Bahnhof Lime Street angekommen, checkten wir erstmal, ob wir nicht mit einem früheren Zug hätten fahren können, doch der liebe Herr am Infoschalter teilte uns mit, dass mit diesem „billigen“ Ticket nur der darauf vermerkte Zug zu nehmen sei. Billig!?! Die Rückfahrt per Zug hat 55 Pfund gekostet, Penner!

Naja, also noch knappe 3 Stunden rumbringen. Die nächsten 20 Minuten verbrachten wir dann erstmal telefonierend, da ich soeben merkten, dass ich meinen Fotoapparat verloren hatte. Er muss mir im Taxi aus der Jacke gerutscht sein, denn am Goodison Park hatte ich Ihn noch. Aber auch ein Anruf bei der Taxizentrale, welche die Fahrer anfunken wollte, blieb leider erfolglos. Bitter!

Somit ging es mit dickem Hals auf die Suche nach einem Geldautomat. Gar nicht so einfach in Liverpool. In London hängt alle 5 Meter einer, aber in der Industriestadt Liverpool, sitzen die Flocken wohl nicht so locker. Während diesem Marsch, kamen wir irgendwie auf die Beatles zu sprechen, die ja bekanntlich aus Liverpool stammen. Wir wollten die Namen der Mitglieder zusammenbekommen, worauf ich sagte: „Ich kenne nur zwei, den der Tod ist und Paul McCartney.“ Antwort Flori:“Denertodis, ich hab gar nicht gewusst, dass bei den Beatles ein Grieche dabei war.“ Also vergesst Ringo Star, Denertodis ist der neue Superstar!;-) Hunger machte sich langsam auch breit, so dass man erstmal dekadent im Caesars Palace einkehrte um genüsslich einen Burger, bzw. ne Lasagne zu verdrücken.

Pünktlich um 20:48 startete der Zug gen London. Alles etwas nobler, als unseren Zügen. Aber kann man für diesen Preis ja auch verlangen. Die 3 Stunden verbrachten wir mit allerlei Dummgebabbel. Um kurz vor 0.00 Uhr kamen wir dann planmäßig in London Euston an. Schon irgendwie ein komisches Gefühl, durch diesen Bahnhof zu laufen, dessen Name man in diversen Büchern schon des Öfteren gelesen hatte.

U-Bahnen fuhren Sonntags um diese Zeit leider keine mehr, so dass wir mal in den Genuss kamen, mit den bekannten Doppelstockbussen zu fahren. Bis zu unserem Hotel dauerte die Fahrt noch mal gut eine Stunde, ehe wir dann total erschöpft in unser Bett fielen.

Am nächsten Morgen packten wir dann unsere sieben Sachen und fuhren per U-Bahn zum Hotel von Vanessa und Christian, wo wir unser Gepäck unterstellten.

Dann ging es noch mal auf kurze Einkaufstour – Vanessa und Christian noch mal zu Harrods, Flori und ich noch mal zu Lillywhites. Danach fuhren wir nach Arsenal um uns das neue Emirates Stadium anzuschauen. Reinkommen, geschweige denn reinschauen unmöglich. Ein rießen Glotz halt. Von außen nix besonderes. Im Fanshop haben wir noch festgestellt, das ein großer Transfer in Deutschland vollkommen unerwähnt blieb. Das Stuttgarter Maskottchen Fritzle ist wohl zu den Gunners gewechselt, ohne das es einer gemerkt hat.

Dann ging es an den Flughafen und ein paar Stunden später war man endlich wieder daheim.

Alles in allem ein geniales Wochenende. Auch wenn Liverpool ne Enttäuschung war. Allein das Stadion zu sehen hat sich gelohnt.

Und auch wenn wir es dieses Jahr nicht schaffen, irgendwann fliegen wir auch wieder mit der Eintracht durch Europa. Ich bin guter Dinge!

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