Samstag 03.03.2012
ELGIN CITY FC – QUEEN’S PARK FC
Zuschauer: 792
Endstand: 1-1
Knapp 4 Wochen nach unserem Trip in England sollte es erneut auf die britische Insel gehen. Diesmal nach Schottland. Aberdeen war das Ziel! Da wir 4 volle Tage vor Ort sein sollten, gingen im Vorfeld die Planungen los, welche Spiele man schauen will/kann und ob und wie man noch was von Stadt und Land sieht.
Spiele standen schnell fest: Aberdeen-Celtic und Dundee-Inverness wurden auserwählt. Beide Spiele sollten nicht ausverkauft sein, so dass man sich im Vorfeld nicht um Karten kümmerte.
Wie auch schon bei den letzten Hoppingtouren wurden uns auch diesmal wieder einige Steine in den Weg gelegt. Allerdings sind wir mittlerweile ja geschult in Sachen Improvisation.
Zuerst wurde eine gute Woche vor dem WE das Dundee-Spiel von Sonntag auf Montagabend gelegt und auch sonst waren an diesem Sonntag absolut keine Spiele in Schottland auszumachen. Also wurde die Tour auf ein Spiel beschränkt. Toll! Nun wurden dafür die Planungen für die Landbeschauung intensiviert. Wir buchten uns für das ganze WE ein Auto und nur für die erste Nacht eine Unterkunft in Aberdeen.
Zwei Tage vor Abflug wurde dann mal auf der Homepage von Aberdeen geschaut, ob sich irgendwas geändert hat und man stellte mit erschrecken fest, dass man für das “Risikospiel” gegen Celtic eine Booking History benötigt um an Karten zu kommen. Genickschlag der Zweite! Whity versuchte bereits im Vorfeld per Mail auf Verständnis beim Aberdeen FC zu stoßen, vergebens. Auch fanden wir leider keinen bekannten Hopperkollegen, der bereits eine Bookinghistory vorweisen konnte. Uns wurde aber von allen Seiten versichert, vor Ort auf jeden Fall an Karten zu kommen und auch wieder erlagen diesem Glauben (hat ja schließlich letztes Jahr beim weit aus brisanteren Spiel Hibs-Hearts auch gefunzt). So hofften wir das Beste….
Am 02.03. um 06:00 Uhr gings dann los. Andi fuhr uns (Trucker, Pascal, Steebo und mich) netterweise an den Flughafen, wo wir dann auf Nessie´s verlorenen Sohn Uwe trafen, der die Fünfergruppe vervollständigte. Eingecheckt und ab gings per LH und nicht vielen Mitreisenden sehr angenehm nach Aberdeen. Dort angekommen, holten wir unser Gepäck und klärten alles zwecks Mietwagen ab.
Am Mietwagen angekommen musste ich feststellen, dass ich meinen Schlüssel fürs Kofferschloss verloren hatte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als den Reißverschlus rauszureißen um ans Navi zu kommen (dabei noch schön den Daumen aufgerissen, und erstmal alles vollgeblutet 😉 )
Unser erstes Ziel hieß Pittodrie Stadium, wo wir uns um Karten kümmern wollten. Hier verflog dann die erste Urlaubseuphorie, da sich der Wichser im Ticketschalter samt seinem Chef so was von quer stellten und uns partout keine Karten verkaufen wollten. Fuck off! Wir blieben dann noch eine ganze Weile vorm Fanshop stehen und fragten jeden der rein ging, ob er uns nicht Karten besorgen könne, was aber leider keiner wollte. Leider verpetzte uns dann irgendein Aff, so dass der Chef nochmal rauskam und uns verscheuchte.
Gut angepisst ging es dann zurück ins Auto und ab auf die Piste gen Dufftown, wo wir uns die Whisky Destillerie Glenfiddich anschauen wollten. Schon die Landschauft auf der Anfahrt ins ca. 80 km entfernte Dufftown war sehr schön anzuschauen. Auf der Strecke wurde sich im ASDA fürs WE an Getränken und Fressalien eingedeckt. In Dufftown angekommen gönnten wir uns die erste Mahlzeit des Tages ehe es dann zur Destille ging. Die Führung und alles damit verbundene hat sich vollends gelohnt. Wirklich sehr sehenswert und das für umme. Die Burgruine direkt neben der Destille konnte leider nur von außen besichtigt werden.
Zurück in Aberdeen wurde erstmal der Sports Direct leergekauft ehe wir uns ins Abenteuer Hotelsuche begaben. Gefunden war das Ibis schnell, allerdings die Anfahrt stellte sich als etwas schwierig heraus. Nach mehrmaligen Turn Arounds hatten wir es dann endlich geschafft und konnten unsere Zimmer beziehen. Wir wollten uns nach kurzer Ruhepause eine halbe Stunde später wieder in der Lobby treffen um uns ins Nachtleben zu stürzen. Ich ging schon früher runter und setzte mich ans Internet um mich nach möglichen Alternativspielen für den nächsten Tag umzuschauen, falls es mit der Kartenbeschaffung auch kurz vorm Spiel nicht klappen sollte. Ich fand mit o.g. Begegnung ein Spiel, was direkt auf unserer geplanten Fahrstrecke gen Loch Ness lag, was schonmal perfekt war.
Beim ersten Cider in der Stadt, welchen wir in einer umgebauten Kirche (sehr sehr geiles Ambiente) zu uns nahmen, entschieden wir uns dann, den Pennern von Aberdeen kein Geld in den Rachen zu werfen und direkt am nächsten Morgen die gemütliche Strecke an der Küste entlang Richtung Elgin zu fahren um auch nicht zu riskieren auch dort noch zu spät anzukommen.
Das Kirchenpub hielt uns bei Live-Musik und guten Preisen für ziemlich lange Zeit in seinen Fängen ehe es über einen wiederlichen Paki-Döner zurück ins Hotel ging. Auf dem Weg dorthin beobachteten wir noch die verrückten britischen Weiber in ihren Mini-Mini Röcken ohne Strumpfhose bei 0 Grad – egal ob 50 kg oder 150kg – aber das kennt man ja…
In der Hotellobby sollten noch ein, zwei Absacker getrunken werden, aber die Nachtnanny von der Rezeption hatte was dagegen sein Mitgebrachtes hier zu verköstigen, also wurde das Gelage aufs Zimmer verlegt.
Am nächsten Morgen wurde das Ibis-Frühstück links liegen gelassen, da man auf der Fahrt irgendwo ein Full Scottish Breakfast zu sich nehmen wollte. Leider kamen wir dann 1 Minute zu spät in einem passenden Laden an, da es nur bis 11:00 Uhr Frühstück dort gab. Aber die Alternative war auch sehr lohnenswert. Es gab für 4,50 Pfund ein top Buffet mit verschiedenen Braten und Beilagen. Vollgefressen bis zum geht nicht mehr, ging die Fahrt entlang der Küste weiter. Einige Kurzstops (immer wegen geiler landschaftsbedingter Fotomotive) später kamen wir um kurz nach 14:00 Uhr in Elgin an. Das Stadion (Borough Briggs) wurde ohne Probleme gefunden, ebenso ein passender Parkplatz.
Für 10 Pfund (ganz schön happig für 4. Liga!!!) bekamen wir durch die auch hier extrem engen Eingänge Einlass.
Der Ground konnte dafür vollends überzeugen. Auf der einen Gerade befindet sich die Hauptribüne (Sitzplätze) in der auch das Vereinsheim inklusive Pub integriert ist. Auf der anderen Seite eine geile oldschool Wellblech Stehplatztribüne. Hinter den beiden Toren befinden sich “nur” Grashügel”.
Zum Spiel des vierten gegen den zweiten kamen heute knapp 1000 Zuchauer. Um einiges mehr als wir erwartet hatten. Auch ca. 80 Freaks aus Glasgow waren angereist (bei guten 300 km einfacher Strecke bei kaum ausgebauten Landstraßen eine gute Anzahl wie ich finde). Lt. Wikipedia sind die Fans von Queens Park auch bekannt für ihre Reisefreude. Generell interessant was Wiki einem noch so über den heutigen Gast verrät außer das sie ihre Heimspiele im alterwührdigen Hampden Park austragen, was ja die meisten wissen dürften:
– erster Verein Schottlands (1867)
– einziger Amateur Verein in der Scottish Football Leauge – dazu passend das Vereinsmotto: Zu spielen um des Spielens willen!
– verantwortlich für einige Regeländerungen im Fussball (Latten, Halbzeiten, Freistöße)
– Fanfreundschaft mit Wattenscheid 09!!! (wurde auch deutlich durch ein Banner, auf dem beide Wappen zu sehen war -“Tradition in Black&White”
Da sich auch noch die Sonne die Ehre gab, waren schonmal top Voraussetzungen für einen schönen Fussballnachmittag gegeben.
Die 90 Minuten waren dann auch sehr unterhaltsam. Fussballerisch war es zwar echt extrem schlecht. Jeder Ball wurde wild nach vorne gepeitscht und alle hinterher (typisches Kick&Rush halt).
Einen Vorteil hatte hier die Heimmannschaft, die einen Stürmer vorne drin hatte, der min. 1,5 Köpfe größer als jeder andere Spieler auf dem Feld war. Alle Bälle wurden natürlich auf diesen Büffel gespielt, der auch alles runterpflückte, dann aber meist total überfordert mit dem Spielgerät war. In der 9. Minute ging Elgin überraschend in Führung, welche in der 37. Minute durch ein sehenswertes Ping Pong Tor ausgeglichen wurde. Absolutes Higlight des Spiels dann in der 70. Minute, als der Schiri überraschenderweise auf Elfer für die Heimmannschaft entschied. Der Torwart der Gäste war hierüber sehr erzürnt und teilte dies dem Unparteiischen auch lautstark mit, woraufhin er gelb sah. Nachdem sich die Szenerie beruhigt hatte, konnte der Elfmeter ausgeführt werden und siehe da, der Torwart hielt. Alles schien vorbei, als plötzlich der Linienrichter die Fahne hob und auf Wiederholung des Elfers entschied, da wohl ein Mitspieler zu früh in den Strafraum gelaufen war. Jetzt flippte der Torwart vollends aus und war kurz davor das Schiedsrichtergespann umzuboxen. Konsequenz: Rote Karte! Das Publikum johlte – geiles Spektakel. Es dauerte natürlich einen Augenblick, bis der Ersatztorwart bereit war. Irgendwann war es dann soweit und der Wiederholungselfer konnte ausgeführt werden. Der Schütze wählte die andere Ecke, aber auch dieser Strafstoß wurde gehalten. Entsetzen bei den Heimfans.
Die Gäste stellten sich von nun an nur noch hinten rein, und Elgin versuchte vehement den Sieg zu erringen, scheiterte aber ein ums andere mal an ihrer eigenen Unfähigkeit. So blieb es am Ende beim 1:1
Nach dem Kick bestiegen wir noch den Ladyhill (wie doppeldeutig 😉 um uns das Duke of Gordon (keine Angst nicht unser Abwehrstolperer) Monument anzuschauen und den Blick über die Stadt zu genießen.
Nun hieß es weiterfahren Richtung Inverness und auf dem Weg irgendwo eine Bleibe für die Nacht zu finden.
Diese fanden wir dann auch mit dem Old Mill Inn zwischen Forres und Gairn. Hier hatten wir Pub und B&B in einem. Der Abend wurde im Pub bei gutem Essen und jede Menge Pints Cider bzw. Bier und einigen Kartenspielchen verbracht, ehe es in die Falle ging.
Am nächsten Morgen als es wieder hell war und ich draußen eine Rauchen war, wusste ich auch, was mich Nachts beim Rauchen so erschreckt hatte. Direkt nebenan auf der Wiese waren Wildschweine beheimatet, die sich anscheinend nachts an mir gestört hatten.
Nach einem leckeren Full Scottish Breakfast ging unsere Sightseeing-Tour weiter. Über Fort George (militärische Festung), welches wir uns nur von außen anschauten, was aber auch schon beeindruckend war, ging es über Inverness ans Loch Ness genauer gesagt an die Burgruine Urquhart Castle welche wir uns dann für 7,20 Pfund!!! die nächsten 1,5 Stunden genauer anschauten. Beeindruckende Bilder die einem hier geboten wurden. Weiter gings am Loch Ness entlang gen Fort Augustus wo wir uns dann eine einstündige Schifffahrt über den schwarzen See gönnten. Trotz anderslautender Meldungen bei wetter.com im Vorfeld hatten wir mit dem Wetter über das gesamte WE absolutes Glück und so strahlte die malerische Landschaft rund um Loch Ness dank der Sonne noch mehr. Nessie hatte keinen guten Tag und wollte ihren verlorengegangen Sohn nicht wieder sehen (wer will es ihr verdenken 😉 )
Nun ging es ab in die Highlands. Uwe hatte für das ganze WE eine top Route ausgearbeitet (vielen Dank hierfür, auch Danke an Dietmar für einige gute Ideen) welche uns über enge Straßen durch überrangende Landschaften führte. Noch einige Male hielten wir für Fotos kurz an. Glücklicherweise hatte eines der kleinen Käffer in den Highlands eine Tanke, so dass wir nicht liegen blieben.
Als wir schon nicht mehr dran glaubten, fanden wir auch für die dritte Nacht ein tolles B&B Pub in dem wir den Abend bei Dart und harten Klängen aus der Jukebox ausklingen ließen. Da wir die einzigen Gäste waren kamen wir auch mit den Bedienungen und dem Wirt/Koch ins Gespräch, was für viele Lacher sorgte. Einfach ein tolles Volk diese Schotten (bis auf den Wichsticketchef vom FC Aberdeen!!!)
Am nächsten Morgen ging es erneut bei strahlendem Sonnenschein weiter gen Aberdeen, bzw. Stonehaven (30 km südlich von Aberdeen) wo wir uns erst den Hafen anschauten und dann 2km weiterfuhren um das kulturelle Highlight des Wochenendes zu begutachten – Dunnottar Castle! Eine sehr gut erhaltene Burgruine mitten auf einem Felsen, der nur durch einen Pfad mit dem Festland verbunden ist. Ein Wahnsinnsanblick! Aber schauts euch selbst an… Und ich solls ja eigentlich noch nicht verraten, aber hier findet unsere 10 Jahres Feier statt – Termin folgt!
Nun hieß es nach einem weiteren Snack (2 Hauptgerichte für 6 Pfund!!!) Abschied nehmen von diesem tollen Land. Auto abgeben, einchecken usw. alles super funktioniert.
Steebo´s Schwester hat uns dann nettterweise vom Flughafen abgeholt und am späten Montagabend waren wir dann wieder in heimische Gefilde.
Auch wenn es fußballerisch nicht das war, was wir uns im Vorfeld vorgestellt hatten, war es doch eine Megatour. Dieses Land hat mich beileibe nicht zum Letzten mal gesehen…..
Euer Teddy