Play Off EL in Baku gegen FK Qarabag Agdam

Donnerstag 22.08.13

Play Off Runde Europa League Hinspiel

FK Qarabag Agdam – Eintracht Frankfurt

Endstand: 0-2

Zuschauer: 31000 (ausverkauft)


Seit dem 18. Mai 2013, dem 34. Spieltag der vergangen Saison und der damit verbundenen Qualifikation für die Europa League fieberte man nun diesem einen Tag entgegen. Nach dem der FC Bayern den DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart gewonnen hatte wusste man, gestartet wird am 22.08.2013 mit dem Hinspiel der sogenannten Play-Off Runde um die Gruppenphase der Europa League. Sportlich und finanziell war klar nur ein Weiterkommen in die Gruppenphase würde sich lohnen und der letzten Saison endgültig die Krone aufsetzen. 13 Tage bevor es aber losging stand aber zunächst die Auslosung an. Ich habe mich bereits direkt nach dem sicher war, wir spielen International intensiv mit der ganzen Auslosungssache sowie den Qualifikationsrunden beschäftigt, näher darauf einzugehen würde euch langweilen und den Rahmen des Berichtes sprengen. Fakt war Donnerstag gegen Mitternacht ging das letzte Qualifikationsspiel der 3. Runde zu Ende und für mich ging es in die Kiste, bis zu diesem Zeitpunkt war klar die Eintracht ist gesetzt und es gibt 31 ungesetzte mögliche Gegner. Nach einer fast schlaflosen Nacht war am nächsten Morgen die Einteilung der UEFA in verschiedene Lostöpfe passiert und es standen 5 mögliche Gegner fest. Schon jetzt war klar, es wird nicht unbedingt ein tolles Los im Hinblick auf Kosten, Anreisemöglichkeiten, Kartenkontingente, usw.

Die Möglichkeiten waren IF Elfsborg (Schweden), Slask Wroclaw (Polen), FK Qarabag Agdam (Aserbaidschan), FK Minsk (Weißrussland) und VMFD Dalgiris Vilnius (Litauen). Während die meisten auf Schweden hofften, bekam ich um 7:42 Uhr eine Facebook Nachricht von Patrick Steeb mit seiner Wunschreihenfolge: „1.AZE 2.BLR 3.SWE 4.LTU 5.POL“, ob ihm zu diesem Zeitpunkt bewusst war was das Los hinsichtlich der Anreise bedeuten würde, sei dahin gestellt.

Pünktlich zur Auslosung gesellten sich ein paar CAB’s bei Teddy zusammen, um ggf. gleich etwas zu buchen – wir haben doch keine Zeit!!! Zunächst fiel Elfsborg aus der Verlosung, dann Wroclaw und Vilnius. Jetzt war schon klar es wird eine komplizierte Geschichte. Für beide übrigen Länder bedarf es eines Visums und bei evtl. nur 13 Tagen Vorlauf wird das nicht einfach werden. Die Losfee bescherte uns dann das Los „FK Qarabag Agdam“. Unsere Reise die hoffentlich im Mai 2014 in Turin endet beginnt also in Aserbaidschan. Die Zeit war knapp bemessen und zu allem Überfluss spielten wir zunächst am 22. August, also exakt 2444 Tage nach unserem letzten internationalen Auftritt in Istanbul, auswärts. 13 Tage Zeit um irgendwie in die Hauptstadt Baku zu kommen.

Baku ist seit 1993 aufgrund der Besetzung der Stadt, durch armenische Einheiten, im Rahmen Bergkarabachkonfliktes Austragungsort der Heimspiele von Qarabag Agdam. Über die Stadt an sich gibt es nur wenige Informationen glaubt man diesen wenigen Informationen ist die Stadt wohl zerstört und verlassen. Der Sturmangriff der armenischen Armee auf den Bezirk begann am 11. Mai 1993. Am 23. Juli 1993 wurde die Stadt Agdam erobert und zerstört. Die Bevölkerung der Stadt floh nach Osten in andere Regionen Aserbaidschans.

Die Tage nach der Auslosung will ich in diesem Bericht einfach mal außen vor lassen, es war ein reines Chaos – Gerüchte über das Visum und Charterflüge bestimmten das Tagesgeschehen, unzählbare Facebook-Nachrichten, WhatsApp Nachrichten und SMS wurden verschickt, das Telefon war auch ständig in Betrieb. Es macht mich verrückt, wenn ich nur an diese Tage zurück denke. Im Endeffekt machten sich dann leider nur 3 Calimeros auf den Weg ins von Aschaffenburg aus per Luftlinie 3316.47 km entfernte Baku. Ich kann jeden verstehen der sich gegen diesen Trip entschieden hat, wobei ich jetzt knapp eine Woche später sagen muss, ich bereue die Kosten und Mühen die ich auf mich genommen habe nicht.

Die 3 Calimeros unterteilten sich dann noch in zwei verschiedene Reisegruppen. Für Teddy und mich begann die Reise am frühen Mittwochmorgen mit der Chartermaschine der Lufthansa in der auch die Eintracht Delegation samt Mannschaft die Reise antrat. Los ging es für mich um 5.15 Uhr über Dettingen, wo wir um 5.30 Uhr ans Waldstadion fuhren um von dort mit der S-Bahn an den Flughafen zu gelangen. Nach dem Check-In und der vertrieben Wartezeit ging es per Bus-Shuttle zur Maschine. Das in dem Shuttle-Bus Johannes Flum neben uns Stand verkrafteten manche Personen nicht und man fragte sich ernsthaft wie man den Flug überstehen soll, wenn 3 Personen um die 40 Jahre einen Nervenzusammenbruch bekommen, weil ein Spieler 10 Meter neben ihnen steht. Wir befürchteten schlimmstes, aber glücklicher Weise waren die meisten Insassen normal und die Ausnahmen waren wenige, die uns aber irgendwie wie ein Magnet verfolgten 😉

Nach dem wir im Flug glückerweise genau in der Nähe der 3 eben beschrieben Personen saßen konnte der entspannte Flug beginnen, es macht schon einen riesigen Unterschied ob man mit der Lufthansa fliegt oder mit einer billigen Airline. „Ich hätte gern ein Sekt.“ – „Sekt haben wir leider nicht, darf es auch ein Champagner sein?“ – „Gerne, können Sie auch die Flasche da lassen?“ – „Natürlich, kein Problem.“ Gewöhnen will ich mich allerdings nicht dran, die anderen Europa-Cup Spiele sollten etwas schonender für den Geldbeutel sein. Jäger-Jäger-Jägerin waren ebenfalls an Bord und die knapp über 4 Stunden Flug vergingen mit G.I. Joe, Getränken und Speisen wie im Flug 😉 selten hat dieses Sprichwort besser gepasst. Nach der Ankunft am Flughafen war die Anspannung da, man hatte Horrorgeschichten von BVB-Fans gelesen, die 5 Stunden warten mussten bis sie durch die Kontrolle kamen, wir hatten Glück der Verein hat wirklich alles gut geregelt und nach etwa einer Stunde waren alle erfolgreich durch die Kontrolle. Anschließend folgte der Shuttle vom Flughafen zum Hotel und „Manfred“ ein einheimischer Reiseführer erzählte uns ein paar Fakten über Land und Leute sowie die Dinge die wir auf dem Weg zu sehen bekamen. Der Liter Diesel 0,45€, klingt fair, also wer mal billig tanken will fährt nach Baku tankt voll und fährt wieder Heim, reine Fahrtzeit laut Google Maps – 93 Stunden für 8.227 km.

Im Hotel angekommen ging es kurz auf das Zimmer – duschen, umziehen. Wir machten uns zügig auf den Weg um Baku zu erkunden, die wenige Zeit die wir hatten wollten wir nutzen und ich glaube das ist uns gut gelungen. Wir liefen zunächst am Meer entlang Richtung Zentrum und gönnten uns auf dem Weg ein Bierchen. Cola umgerechnet 50 Cent, ein Bier umgerechnet 3 Euro, dachten wir zunächst der Typ vom Kioskstand zockte uns ab, da Bier nicht auf seiner Preisliste stand, stellen wir im Verlauf des weiteren Aufenthalts fest, das ist normal. Was uns sofort aufgefallen ist sind 2 Dinge, die Stadt sieht wie geleckt aus (es gab sogar jemand der die Kaugummis von den Böden gekratzt hat) und für eine Millionenstadt herrscht eine Ruhe und nicht die Hektik die sonst in großen Städten von Grund auf herrscht. Auf dem Weg zur „Old City“ einem Weltkulturerbe schlossen sich uns noch 2 weitere Mitreisende Frankfurter an. Nach dem wir die Old City mit den Maiden’s Tower besuchten machten wir uns auf den Weg zum Fountain Square um diesen Platz spielt sich das Nachtleben Bakus ab mit vielen Restaurants, Cafes und Kneipen und vielen Brunnen wie überall in der Stadt. Zunächst stärkten wir uns um dann am Ende noch eine Kneipe für paar Getränke zu suchen. Wie so oft schafften wir es die womöglich größte Spelunke in ganz Baku zu finden „Tequila Bar“, kurz zusammengefasst es waren ein paar alte Säcke mit jungen Weibern (wahrscheinlich Nutten) am Billiard spielen, die jüngere Kellnerin tanzte mit den Gästen und am Ende stöpselten wir unser iPhone an die Boxen und legten u.a. Wolfgang Petry auf. Auf jeden Fall ein legendärer Abend. Auf dem Rückweg zum Hotel wurde Teddy noch von Baku angegriffen, in Form einer Stolperfalle auf der Gasse die er übersah, mit Macken und Schürfwunden ging es zurück ans Hotel, wo man noch die Nachberichterstattung von S04 im einzigen deutschen Sender der empfangen wurde sah.

Nach dem Frühstück war am nächsten Tag zunächst Sightseeing geplant. Wir ließen uns für umgerechnet knapp 10€ einmal quer durch die Stadt an den Fernsehturm fahren von dort erhofften wir uns eine gute Aussicht. Als der Taxifahrer mitten auf einer abgelegenen Straße anhielt und ausstieg um die Türe auf meiner Seite zu öffnen rechnete so manch Mitfahrer schon damit, dass ich mit einem Klappmesser abgestochen werde, aber der Taxi-Fahrer suchte nur sein Handy, welches er während der Fahrt fallen hat lassen. Angekommen am Fernsehturm, mussten wir leider feststellen, es ist nicht möglich auf den Turm zu gelangen, allerdings hatten wir auch vom Fuß des Fernsehturms eine gute Aussicht über die Stadt. Wir beschlossen nach genießen des Ausblicks den Weg ins Zentrum per Fuß zurückzulegen um so was von der der Stadt zu sehen. Die Highlights waren die Flame Towers ein markanter Hochhauskomplex bestehend aus drei Türmen die aussehen wie Flammen und beim Blick auf Baku absolut herausragen, auch äußert imposant war Martyrs’ Lane ein Friedhof und eine Gedenkstätte für die Opfer des sog. Black January (hier nachzulesen) auf jeden Fall ein Muss für jeden der mal in Baku ist. Auf dem weiteren Weg zurück ins Zentrum sah man dann auch mal die andere Seite der Stadt, hinter der schönen Fassade, wo du kein Schnipsel auf der Straße rumfliegen siehst gibt es Gassen durch die läufst du und dir springt die Armut nur so entgegen. Das ist wohl überall auf der Welt so, allerdings habe ich es so krass in dieser Form bislang nicht gesehen bzw. wahrgenommen wie dort.

Zurück im Zentrum gab es langsam die Einstimmung für das Spiel, wir aßen noch was und gönnten uns das ein oder andere Bierchen, nach und nach trafen auch vereinzelte andere Frankfurter ein, allerdings blieb ein großer Treffpunkt aus, wohl auch geschuldet durch die komplizierten und völlig unterschiedlichen Anreisen von einer Zugfahrt ab FFM, über Zwischenstopps in Moskau, Athen, Minsk oder Istanbul bis hin zum Lufthansa Direktflug war alles dabei. Da wir unsere Sachen noch im Hotel hatten und auch ein Shuttle vom Hotel ans Stadion bei uns mit dabei war, machten wir uns dann auf den Weg ins Hotel. Vom Hotel aus ging es dann mit dem Bus und mit „Reiseführer Manfred“ ans Stadion, dort angekommen trudelten dann auch nach und nach die restlichen FFM’ler ein am Ende dürften es um die 600 gewesen sein die den Weg ins Tofiq-B?hramov-Stadion gefunden haben. Den Namen hat das Stadion übrigens von einem Fußballschiedsrichter aserbaidschanischer Herkunft. B?hramov assistierte 1966 beim WM-Finale zwischen England und Deutschland dem schweizerischen Schiedsrichter Gottfried Dienst. Dieser befragte B?hramov nach einer unklaren Situation in der 101. Minute. Dieser gab mit einer eindeutigen Handbewegung und durch Kopfnicken zu erkennen, dass der Schuss von Geoff Hurst die Torlinie überschritten hatte. Dienst entschied auf Tor, es stand 3:2 noch heute bezeichnet man ein Tor dieser Art als Wembley-Tor. Nach dem nun auch Steebo eingetroffen war hängten wir unser Banner hinter der Soldaten-Reihe auf die als Ordnungskräfte fungierten. Steebo versorgte uns netterweise alle mit Sonnenblumenkernen und die Stimmung bis zum Anpfiff stieg jede Minute an, das Stadion war mit etwa 31.000 Personen ausverkauft und mit dem Anpfiff war die Stimmung explosiv, im Gästeblock drehte wirklich jeder durch und auch die Heimseite überraschte uns mit einer brachialen Lautstärke, einzig der Stadionsprecher ging einem nach einer Zeit tierisch auf die Eier, weil er alle paar Minuten das Publikum zum Singen animierte. Zum Spiel sage ich nur „Alex Meier Fußballgott“, es war sicher nicht das völlig überzeugende Spiel von unserer Seite aber am Ende stand es 0:2 und ein großer Schritt in Richtung Gruppenphase war getan. Zu erwähnen ist im Stadion waren Plastikflaschen ohne Deckel erlaubt und draußen gab es 2 Liter Flaschen Wasser zu kaufen, schon geil mit einer 2 Liter Falsche im Stadion zu stehen 😉

Nach dem Spiel ging es wieder per Bus-Shuttle an den Flughafen und nach dem üblichen Prozedere am Flughafen, was auch hier wieder völlig problemlos verlaufen ist, vertrieb man sich noch die Wartezeit noch durch übliches dummgebabbel untereinander oder man lauschte dem dummgebabbel von unserem Chefscout Bernd Hölzenbein über Caio, Fenin und einer künstlichen Hüfte. Auch die Ergebnisse der anderen Spiele verfolgte man gespannt, schließlich wurde ja die Grundlage für das Weiterkommen gelegt und besonders die Niederlage der Schwaben amüsierte uns, wer mit 23 Leuten zum Auswärtsspiel in Bulgarien auftaucht hat es einfach nicht verdient im Europapokal zu spielen. Wie auf dem Hinflug war auch der Rückflug entspannt, irgendwann betrat man völlig im Arsch wieder deutschen Boden in Frankfurt und dann so gegen 6.30 Uhr fiel ich völlig platt ins Bett und träumte von den vergangen 48 Stunden und von hoffentlich noch mindestens 3 weiteren Auswärtsreisen im Europapokal in dieser Saison…

Ob England, Spanien oder Aserbaidschanien der Adler siegt in fremden Stadien!!!

Flori

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