China und Nordkorea Tour 2015
Beijing Institute of Technology FC – Harbin Yiteng
BIT Eastern Athletic Field
Endstand: 1:3
Leichtindustrie – 25. April
Rungnado May Day Stadium
Endstand: 2:2
Nordkorea (U16) – China (U16)
Kim Il-Sung Stadion
Endstand 3:1
Jangsubong – Rimyongsu
Rungnado May Day Stadium
Endstand: 3:3
Wir schreiben den 31. Januar 2015, es ist Samstag und ich eiere nach einem ausgiebigen Frühstück mit anschließendem zweitem Frühstück in Form von Bier leicht angetüdelt aus der Freiburger Innenstadt zum Schwarzwald-Stadion wo unsere Eintracht sich zum Rückrundenauftakt die Ehre beim SC Freiburg gibt. Das Wetter ist absolut beschissen und ich bin auch noch todeserkältet, zudem sollte allen noch bekannt sein wie sich die launische Diva an diesem Nachmittag präsentierte. Alles in allem wäre das eigentlich ein Tag zum vergessen… eigentlich!
Im Stadion diskutieren Steebo und ich die bevorstehende Rumänien und Moldawien Tour sowie andere Hoppinggeschichten woraus sich folgender Dialog entwickelte:
Steeb: „Was machst du eigentlich im August?“
Ich: „Hab nix vor, bin ja erstmal mit dem Studium fertig.“
Steeb: „Ok, haste Lust mit nach Nordkorea zu fahren?“
Nachdem ich Steebo erstmal gepflegt ausgelacht habe wurde mir bewusst, dass der Verrückte das ernst meint und somit wurde mir nach weiteren ungläubigen Nachfragen der grobe Plan für den Trip erläutert. Eine Idee war geboren!
Die folgenden Monate wurden mit verschiedenen Planungen und Vorbereitungen ausgefüllt in denen sich relativ früh rauskristallisierte, dass ich aufgrund meiner überschüssigen Zeitkapazitäten länger in Fernost unterwegs sein werde als Steebo und Pidi von den Chaboz Locoz, dem eigentlichen Initiator der ganzen Reise. Der endgültige Plan war also, dass ich zunächst nach Hong Kong fliege und dann auf dem Landweg mit verschiedenen Zwischenstationen nach Peking reise wo ich auf Steebo und Pidi treffen sollte. Von dort wollten wir gemeinsam nach Nordkorea aufbrechen.
Da es sich bei Nordkorea um ein nicht ganz alltägliches Reiseland handelt welches man nicht individuell besuchen kann, wollten wir an Fußballreisegruppe des Berliner Reiseanbieters Pyongyang Travel, den Pidi über Berliner Freunde kannte, teilnehmen.
Als Teilnehmer einer offiziellen Reisegruppe besteht die Visumsbeschaffung für Nordkorea lediglich aus dem Ausfüllen eines zweiseitigen Formulars und auch der vierseitige Antrag für China stellte uns vor keine weiteren Probleme. Als dann auch Steebo und Pidi endlich ihre Flüge gebucht hatten sollte unserer Reise nicht mehr im Wege stehen.
Ich werde hier nicht weiter auf meine zwei Wochen in China eingehen, da ich ja alleine unterwegs war und auch kein einziges Fußballspiel gesehen habe. Ich muss euch ja nicht mit meinem Privaturlaub langweilen und außerdem gibt es so schon genug zu schreiben. Nachdem ich also mit der russischen Aeroflot über Moskau nach Hong Kong geflogen und von dort weiter nach Macau und Guilin gefahren bin stand als letzte Station die 10-Millionen Einwohner Stadt Wuhan (noch nie gehört, ne?) auf meinem Reiseplan. Von diesem Schmuckstück chinesischen Städtebaus (Hochhäuser, Hochhäuser, Hochhäuser) aus fuhr ich mit dem Zug (Holzklasse für das authentische Reisefeeling versteht sich) die 13 Stunden in die chinesische Hauptstadt, kämpfte mich durch die U-Bahn und kam schließlich gegen Mitternacht an unserem in einem Hutong, also einem Wohnviertel nach traditionell chinesischer Bauweise, gelegenen Hotel an, checkte im 4-Bett Zimmer ein und genoss noch ein Bier im wunderschönen Innenhof.
Nach einer kurzen Nacht traf ich Steeb und Pidi am nächsten Morgen gegen 8 Uhr im Innenhof des Hotels beim gemütlichen Frühstücksbier. Trotz der Zeitverschiebung und des anstrengenden Nachtfluges wollten die beiden so lange wie möglich wach bleiben und wir beschlossen die Stadt zu erkunden.
Mit der Metro fuhren wir geradewegs zum Tian‘anmen-Platz, in Deutschland auch als Platz des himmlischen Friedens bekannt, dem absoluten Herzstück und Machtsymbol des kommunistischen Chinas. Dieser Platz wird oft als der größte befestigte Platz der Welt bezeichnet und ist vor allem durch das Tor des Himmlischen Friedens als Eingangstor zur verbotenen Stadt mit dem dazugehörigen Porträt des „großen Vorsitzenden“ Mao Zedongs bekannt. Traurige Bekanntheit in der westlichen Welt erreichte der Platz vor allem durch das Tian’anmen-Massaker vom 4. Juni 1989. Die chinesische Regierung ließ die Proteste der studentischen Demokratiebewegung vom Militär gewaltsam niederschlagen und tötete hierbei etwa 2600 Menschen. Das berühmte Bild des Panzers welcher auf einen einzelnen Menschen zurollt ist mit Sicherheit allen bekannt. Neben dem Tor befinden sich auf noch das Chinesische Nationalmuseum, das Denkmal für die Helden des Volkes, die Gedenkhalle für den Vorsitzenden Mao sowie die große Halle des Volkes auf bzw. am Platz. Nach einer der am Flughafen ähnelnden Sicherheitskontrolle durfte man den Platz betreten und wir schlenderten bei diesigem (versmoggtem?) Wetter mit 32 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit über den Platz. Anschließend wollten wir noch die große Halle des Volkes, also das Parlament und Ort für sämtliche Staatsakte besichtigen. Beim Eintritt sollte Steebo DIE neue Sparfuchstaktik der nächsten Tage das erste Mal erproben: Für Studenten gibt es in China bei allen Sehenswürdigkeiten erhebliche Rabatte von bis zu 50%. Ich bin tatsächlich Student, Pidi hatte ein entsprechendes Ausweisdokument der Uni Bangkok, ääähm Dublin und Steebo entschloss sich kurzerhand einfach mal seinen Führerschein als Studentenausweis hinzuhalten, da ja eh niemand lateinische Buchstaben lesen kann. Diese Taktik sollte die komplette Reise funktionieren…
Nach der Besichtigung sollte der Tag bei hervorragendem Essen in einem chinesischem Restaurant und Bier in einer kleinen 24-Stunden Kaschemme in unserem Hutong ausklingen.
Der nächste Tag wurde zunächst mit der Besichtigung des Kohlebergs und des zugehörigen Parks und Pavillons besichtigt bis schließlich König Fußball auf dem Programm stand. Das Stadion des Zweitligisten Beijing Institut of Technology befand sich auf dem Gelände der zugehörigen Uni und wurde aufgrund von Zeitmangel äußerst günstig mit dem Taxi angesteuert. Steebo navigierte dabei den Fahrer ironischerweise per Googlemaps, das ja eigentlich in China gesperrt ist, aber für uns dank VPN doch zugänglich war. Der Sportkomplex der Uni besteht aus mehreren Tennis-, Basketball und anderen Trainingsplätzen und aus eben einem kleinen Stadion mit einer Tribüne auf welcher wir uns für schmale 0 Euro niederließen. Im Stadion waren etwa 1500 Menschen anwesend, davon drückten aber sicherlich 400 dem heutigen Gegner aus dem 1200 km entfernten Harbin die Daumen. Auf dem Platz und auf den Rängen dominierten jeweils die Gäste und somit endete das Spiel äußerst leistungsgerecht 1:3 für Harbin. Auch die Stimmung bei den Gästefans würde ich für chinesische Zweitligaverhältnisse als ausgesprochen gut bezeichnen. Nur ein unerschüttlicher weiblicher Heimfan supportete 90 Minuten den gleichen „Gesang“ durch, was aber nicht nur von uns belächelt wurde.
Die nächsten beiden Tage wurden weiter Sehenswürdigkeiten besichtigt. Besonders hervorzuheben ist hierbei sicherlich der Besuch der chinesischen Mauer auf welcher wir etwa 6 km „wandern“ konnten. Extrem beeindruckend und eine gar unvorstellbare Leistung der verschiedenen verantwortlichen Dynastien. Auch die Verbotene Stadt und der kaiserliche Sommerpalast wurden von uns besichtigt, wobei mir persönlich letzterer besser gefallen hat da die Verbotene Stadt einfach zu überlaufen war und auch zu wenige Hintergrundinformationen zum Kaisertum in China geliefert wurden. Außerdem war dies die einzige Sehenswürdigkeit die Steebos und Pidis „Studentenausweise“ aufgrund des fortgeschrittenen Alters der beiden (58. Semester) nicht akzeptierte.
Allgemein hat uns Peking sehr gut gefallen und war neben Hong Kong die interessanteste Stadt die ich in China besuchen durfte. Sicherlich sind die chinesische Kultur und die (vor allem männlichen) Chinesen selbst etwas gewöhnungsbedürftig. Das ständige Spucken, Rülpsen, Schmatzen usw. ist natürlich extrem seltsam für uns Europäer, gehört aber wohl zur chinesischen Alltagskultur dazu. Negativer aufgefallen ist allerdings die oftmals absolute Unbeholfenheit männlicher chinesischer Angestellte, welche manchmal auch ins extrem Unfreundliche übergeht (Grüße hierbei an unseren Nachtrezeptionisten im Hotel – irgendwann wird dir ein Hotelgast einfach in die Fresse hauen). Möglicherweise liegt das daran, dass kleine Jungs von ihren Eltern oftmals den Zucker in den Arsch geblasen bekommen, da Söhne als „wertvoller“ angesehen werden als Töchter. Letztere sind dann im echten Leben allerdings viel selbstständiger und halten den Laden meines Erachtens nach wesentlich besser am Laufen als ihre männlichen Pendants. Dennoch kann ich vor allem Peking als Reiseziel absolut empfehlen.
Dennoch verließen wir Peking und flogen mit der einzigen nordkoreanischen Airline „Air Koryo“ nach Pjöngjang. Flug und Einreise würde ich als weitestgehend „normal“ bezeichnen, doch die Zollkontrolle war schon etwas strenger als man es von anderen Reisen gewohnt ist. Da ich angegeben hatte Bücher, Handy und Kamera mit mir zu führen wurden diese genauestens überprüft. So blätterte ein Zöllner in einem Nebenraum durch mein Buch während ein andere sich meine Urlaubsfotos anschaute. Da wurde einem zum ersten Mal richtig bewusst wie totalitäre Überwachung in etwa aussehen könnte.
Am Flughafen wurde unsere Reisegruppe von einem Guide abgeholt und zum Koryo Hotel, einem der wenigen Hotels für Ausländer, gebracht wo wir auf die restliche Reisegruppe und unseren Reiseleiter für die nächste Woche trafen. Im Stadtbild von Pjöngjang wird gleich deutlich, dass Nordkorea „anders“ ist. Zum einen wurde die Stadt im Koreakrieg zu 90% zerbombt, sodass sich hier heute fast ausschließlich Zweckbauten aus den 50ern und 60ern im extravaganten, kommunistischen Stil Typ „Platte“ befinden. Auch die Menschen sind alleine von ihrem äußeren Erscheinen extrem gleichgeschaltet: Frauen tragen meist dunkle Röcke oder Hosen und weiße Blusen und recht einheitliche Haarschnitte, Männer meist graue koreanische Anzüge mit weißen Hemden oder eben eine Militäruniform. Abgerundet wird das einheitliche Auftreten von einem Anstecker mit dem Konterfei vom „ewigen Präsidenten“ und Staatsgründer Kim Il-Sung und/oder seinem Sohn Kim Jong-Il welcher jeden Tag an der linken Brust getragen wird. Ebenfalls zum Stadtbild gehören die omnipräsenten Portraits, Wandgemälde und Mosaiken der Führung. Von alleine Seiten wird man quasi ununterbrochen mit dem Führerkult konfrontiert. Auch gibt es in Nordkorea spezielle Regeln fürs fotografieren: Militär und militärische Einrichtungen dürfen nicht fotografiert werden, allerdings auch keine Menschen bei der Arbeit, keine Baustellen und die Führung darf auf Bildern nicht diskreditierend dargestellt werden. Zur diskreditierenden Darstellung wird auch gezählt, wenn man Kim Il-Sung auf einem Bild z.B. die Füße abschneidet. Auch darf man sich nur in Begleitung des Guides bewegen und sollte möglichst keine Koreaner ansprechen. Dies könnte vor allem für die angesprochenen Koreaner unangenehme Konsequenzen mit sich führen. Dementsprechend informiert konnte unsere Tour durch Absurdistan also beginnen, wobei ich in diesem Bericht nicht alle Details und Eindrücke widergeben kann und will. Zum einen lassen wir wohl die Bilder sprechen und zum anderen können interessierte Menschen auch das persönliche Gespräch suchen.
Zunächst wurde in Pjöngjang eine Elite-Fußballschule besucht, welche aufgrund eines persönlichen Beschlusses von Kim Jong-Un gegründet wurde. Die Schule macht einen sehr guten Eindruck und augenscheinlich wird auch ein großer Wert auf die Bildung der Kinder gelegt. Was hiervon allerdings echt und was inszeniert war entzieht sich meiner Kenntnis. Dass die Kids kicken konnten stellte die U13 Auswahl der Schule in einem anschließenden Freundschaftsspiel gegen unsere Reisegruppe eindrucksvoll unter Beweis das 6:1 von den Kindern gewonnen wurde. Interessant hierbei aber, dass die Kinder selbst erst lockerer wurden als offensichtlich wurde, dass die Reisegruppe größtenteils aus absoluten Antifußballern bestand und sich selbst nicht so ernst nahm. Vorher war doch eine gewisse Anspannung zu spüren. Möglicherweise wurden die Jugendlichen vorher angewiesen „keine Schande zu machen“.
Am ersten Tag wurde auch ein Fußballspiel des Torch-Cups im Stadion des ersten Mais besucht. Die Schüssel wurde für die kommunistischen Weltjugendpiele 1989 erbaut und die letzten Jahre aufwändig renoviert. Angeblich fast das Stadion immer noch 150 000 Zuschauer. Riesig ist es, keine Frage, aber ob das mit den 150 000 Zuschauern immer noch stimmt wage ich etwas zu bezweifeln. Heute spielten die Leichtindustrie gegen den klaren Favoriten und Vorjahressieger 25. April vor etwa 1000 Zuschauern, welche mehrheitlich dem Außenseiter die Daumen drückten. Dieser konnte nach großem Kampf den Jungs vom 25. April auch ein Unentschieden abringen.
An den folgenden Tagen wurden weitere Sehenswürdigkeiten Pjöngjangs und auch noch zwei weitere Fußballspiele besucht. Hierbei konnte man sehr viel über die Geschichte des historischen Koreas und über die nordkoreanische Version der jüngeren Geschichte seit der Besatzung durch die Japaner im Jahr 1905 lernen. Besonders interessant war der Besuch des Mausoleums für den Staatsgründer und ewigen Präsidenten Kim Il-Sung und seinen Sohn und späteren Präsidenten Kim Jong-Il. Mit Anzug und Krawatte ausgestattet musste man sich vor den aufgebahrten Leichen zwei der autoritärsten Diktatoren die diese Welt je betraten verbeugen und machte sich dabei so seine Gedanken, während nebendran die nordkoreanischen Besucher sich ebenfalls verbeugen, dabei allerdings Rotz und Wasser heulen, da sie tatsächlich so starke Gefühle für ihre Führer haben. Dies zeugt meines Erachtens nach von einer erfolgreichen Gehirnwäsche.
Das nächste Fußballspiel das besucht wurde war ein Freundschaftsspiel zwischen den weiblichen U16 Nationalmannschaften aus Nordkorea und China im Kim Il-Sung Stadion. Hier wurden uns Plätze auf der Ehrentribüne zugewiesen, nur ganz in der Mitte durfte man nicht sitzen, da hier für den Chef persönlich reserviert ist. Anwesend waren etwa 1500 Zuschauer, davon ca. 300 Parteikader die mit alle möglichen Fanutensilien ausgestattet für Stimmung sorgten. Bei unserer Reisegruppe riss die Bierversorgung nicht ab und so konnte man entspannt den 3:1 Sieg der Nordkoreanerinnen verfolgen.
Ein weiteres Highlight war der Besuch der Großen Studienhalle des Volkes, eine Bibliothek mit angeblich 30 Millionen Büchern, wo wir uns unter anderem Deutsche Volksmusik anhören durften und auch ganz zufällig in eine Deutschklasse platzten. Die Schüler, allesamt Medizinstudenten, waren auch ganz zufällig auf Besuch vorbereitet sodass sich jeder etwa zehn Minuten mit einem der der Studenten unterhalten konnte.
Weiter wurde noch ein Spiel des Torch-Cups, wieder im Stadion des 1. Mais, besucht. Diesmal spielte Jangsubong gegen Rimyongsu. Eines ist ein Wasserfall und das andere ein Hügel in der Nähe von Pjöngjang. Nach einem 3:0 Halbzeitstand wurde das Spiel noch gedreht und endete mit einem spektakulären Unentschieden. Im Vorfeld des Spiels bekamen wir noch von einer Mitarbeiterin eine äußerst interessante Stadionführung bei der wir auch über den Kunstrasen schlendern und die Katakomben besuchen konnten. Von dem was wir gesehen haben lässt sich sagen, dass es sich um ein äußerst modernes Stadion handelt in dem auch locker mal die Eintracht spielen könnte.
Im weiteren Verlauf der Woche wurden noch Sehenswürdigkeiten wie der Fackelturm der Juche-Ideologie, der Friedhof der Helden des Unabhängigkeitskriegs, das Geburtshaus von Kim Il-Sung und die Großmonumente der Führung besucht. Auch so alltägliche, banale Sachen wie U-Bahnfahren, Bowlen oder der Besuch eines Freizeitparks bekommen in Nordkorea ein gewisses Maß an Absurdität. Während der gesamten Wochen wurden wir überaus großzügig mit Essen und (alkoholischen) Getränken versorgt. In speziellen Restaurants welche wohl den „besseren“ Nordkoreanern und Touristen vorbehalten sind wurden immer Massen an Essen aufgetischt und man war meist schon nach der Vorspeise satt. Hiermit möchte man wohl zeigen, dass es in Nordkorea keine, wie vom Westen immer behauptet, Nahrungsengpässe gibt. Ob das wirklich so ist kann ich nicht wirklich beurteilen, aber übergewichtig ist in Nordkorea niemand. Ich vermute mal, dass auch wenn es mengenmäßig genug zu essen gibt viele Menschen unter Mangelernährung leiden.
Auch die Grenze zu Südkorea mit den berühmten blauen Barracken wurde von uns besucht und von Steebo auch gleich zum checken der Bundesligaergebnisse genutzt da man dort südkoreanisches Handynetz empfangen kann. Anders als in Dokumentationen und Nachrichten dargestellt waren die Spannungen zwischen Nord und Süd zumindest für unsere Gruppe nicht spürbar. Anstatt der erwarteten Soldaten die sich böse guckend gegenüber stehen waren lediglich die nordkoreanischen Soldaten da, Südkorea machte wohl gerade Mittag. Nach dem Besuch der Grenze fuhren wir noch zum Mittagessen nach Kaesong wo es lecker Hundesuppe gab. Steebo schlug zum Missfallen von Pidi kräftig zu, probiert habe ich aber auch mal. Das Fleisch ist an sich ganz ok, nur die Suppe selbst war nicht wirklich gut.
Wie man vielleicht merkt, fällt es mir schwer die gesamte Nordkorea Tour in Worte zu packen und angebracht widerzugeben. Es sind natürlich große und kleine Dinge die dieses Land so besonders absurd erscheinen lassen. Sei es der Stromausfall auf der Bowlingbahn, bei dem alles Stockduster ist und nur ein Portrait von Kim Il-Sung mit Notstrom beleuchtet wird, dass man als Tourist ausschließlich mit Euro, Dollar oder chinesischen Yuan bezahlen darf, da das eine der wenigen Möglichkeiten ist Devisen ins Land zu schaffen oder die einfache Tatsache, dass man beim allabendlichen Bier in der Hotelbar das Hotel einfach nicht verlassen darf. Den treffendsten Satz sagte Steebo als wir auf dem Kim Il-Sung Platz anlässlich des 70. Jahrestages der Unabhängigkeit von der japanischen Besatzung saßen und einem Massentanz von etwa 20 000 Menschen mit riesigem Feuerwerk im Hintergrund beiwohnten: „Unfassbar, ein total unterdrücktes Volk feiert seine Freiheit“. Recht hat er, der Steebo, das Land ist nicht fassbar. Auch den ganzen schlauen Leuten die im Vorfeld der Reise einen dafür verurteilten nach Nordkorea zu reisen sei gesagt, dass man als Tourist dort – auch wenn man natürlich brutal eingeschränkt ist – durch kleine Gesten den Menschen vielleicht zeigen kann, dass der Westen nicht soooo schlecht ist wie es die Regierung immer propagiert. Dazu reicht möglicherweise ein Lächeln oder ein freundliches Winken schon aus und es bedarf keiner großen Worte. Achso, für Atomsprengköpfe und Arbeitslager wird der Betrag den wir für die Tour gezahlt haben auch nicht ausreichen.
Mit so vielen Informationen und so viel Programm verging die Woche wie im Flug sodass ich mich bald schon wieder von Pidi und Steebo verabschiedete da diese beiden mit dem Flugzeug nach Peking flogen und dann direkt die Heimreise antraten. Ich wählte die Variante Zug und fuhr von Pjöngjang an die Grenze nach China. Dort zog sich die Ausreisekontrolle auf über 3,5 Stunden hin und abermals wurden meine Sachen durchsucht und ein Zollbeamter schaute sich sogar etwa 20 Minuten lang alle meine Handybilder an. Nach der erleichternden Rückreise in die chinesische Freiheit fuhr ich mit dem Zug weiter über Shenyang nach Peking von wo ich schließlich auch nach Hause flog.
Abschließend möchte ich mich natürlich nochmal bei meinen beiden Mitreisenden für die wirklich tolle Tour bedanken und kann jedem nur ans Herz legen: Besucht Nordkorea!
Jonas