Brondby IF – Eintracht Frankfurt
Endstand: 2-2
Zuschauer: 15000
Ein langjähriger Traum ging am 12.04.06 in Erfüllung. Durch den Sieg der Bayern im Halbfinale des DFB Pokals in Hamburg beim FC St. Pauli war es Gewissheit: Die Eintracht spielt im Europapokal!
Die Auslosung brachte uns in der ersten Runde des UEFA-Cup´s den dänischen Vertreter Brondby IF (das Kopenhagen kann man sich schenken, das stimmt nämlich nicht! Brondby ist eine eigene Stadt!) Der Auslosung zur Folge, spielten wir zuerst in Brondby und dann daheim, was die Sache sportlich schon mal um einiges leichter machte. Doch 2 Stunden nach der Auslosung wurde das Heimrecht getauscht, da es nach UEFA Statuten nicht möglich ist, das innerhalb von 24 Stunden zwei Spiele in einer Stadt stattfinden. (FC Kopenhagen hatte einen Tag vorher ein Heimspiel in der CL). Dies war zum einen schon mal ein Witz, da es ja wie schon erwähnt zwei verschiedene Städte sind, und zum anderen das ganze in Moskau geduldet wurde. Aber was will man machen. Die Tauschung des Heimrechts, hatte neben der sportlich nun schwierigeren Ausgangslage noch einen weiteren Wehrmutstropfen: Wir hatten Anfang des Jahres schon einen Kurzurlaub nach Schottland gebucht, der am 29.09. beginnen sollte. Also stand uns ein Höllentrip bevor!
Mit Brondby hatten wir eine Strecke erwischt, die man genüsslich mit einem Bus bewältigen konnte, also entschieden wir uns einen großen Bus einzusetzen. Nun kam das nächste Problem: Karten! Da das Stadion von Brondby nur knapp 30000 Zuschauern Platz bietet, bekam die Eintracht nur ein Kontingent von 1500 Plätzen. Die Bestellungen überstiegen natürlich ein Weites diese Anzahl an Karten. Wir bestellten trotzdem 40 Karten, bekamen allerdings nur unsere 14 Away-Dauerkarten zugesprochen, was natürlich den Einsatz von einem großen Bus zerschlug!
Nun hieß es Alternativen suchen! Man musste ja schließlich auch spät. Freitagsmittags wieder in heimischen Gefilden sein, da man sich dann auf zum Flughafen machen musste.
Nach langem Hin und Her entschieden wir uns, die Strecke mit zwei 9-Sitzern zu bewältigen. Die Kartenverteilung war schnell geregelt. Mitfahrer waren: Kathrin, Simon, Kai, Mathias, Tirreg, Pit, Patrick, Sascha, Björn, Christopher, Florian R., Lars, Alex und ich. Dazu kamen dann noch Thomas Weiß und Patrick Bednarek hinzu, die ohne Karten mitfuhren.
Da wir uns noch ein wenig in Kopenhagen umsehen wollten, entschieden wir uns für eine Abfahrtszeit von 2 Uhr! So standen also Mittwochs Nachts 16 Verrückte vor meinem Haus und waren einfach nur geil, die Eintracht im Ausland zu supporten! Kurz vor der Abfahrt kam dann noch Isabell, die uns zwei Kuchen für die Fahrt gebacken hatte, welche sie uns überreichte. Hierfür nochmal Danke! War wirklich lecker! *Schleim* Lang lebten sie zumindest nicht.
Da die Verteilung der Leute in die zwei Busse, welche wir wieder in Obernburg gemietet hatten, schon im Vorfeld geklärt war, konnten wir ohne Verzögerung die Reise beginnen. Die erste Teilstrecke saß Tirreg im einen und ich im anderen Bus am Steuer.
In den Anfangsstunden passierte natürlich nicht wirklich viel in den Bussen, da ja noch jeder etwas müde war. Um ca. 7 Uhr machten wir dann bei Hamburg Rast, wo wir dann auch etwas lebhafter wurden! Hier wurde dann auch das „Wette-Foto“ aufgenommen.
Hierzu ein kleiner Exkurs:
Ich weiß nicht mehr, auf welcher Auswärtsfahrt es war, aber irgendwie kamen wir im Suff drauf, dass sich die Kathrin ne Dauerwelle machen sollte. Das Ende vom Lied war folgende Abmachung:
Die Eintracht muss international spielen, Kathrin´s Kegelmannschaft muss aufsteigen und Steebo und ich müssen uns den Adler tätowieren lassen (was wir schon lange wollten, aber uns nie trauten), dann würde sich Kathrin ne Dauerwelle machen lassen. Nachdem die ersten beiden Bedingungen erfüllt waren, ließen wir uns nicht lange lumpen und begaben uns in der Sommerpause unter die Nadel. Ein Tag vor der Fahrt nach Bronby war es dann für Kathrin soweit und sie musste den Gang zum Friseur antreten.
Irgendwann fuhren wir dann weiter. Mittlerweile ging es in den Bussen schon etwas mehr rund. Es wurde gesoffen, gelacht und viel Scheiße mit den Funkgeräten gemacht, welche wir uns für die bessere Verständigung unter den zwei Bussen geliehen hatten. Um ca. 10.00 Uhr erreichten wir Puttgarden, von wo die Fähre gen Dänemark starten sollte. Doch so ohne weiteres kommt man als Eintrachtfan nicht auf eine Fähre. Jeder, der nur ansatzweise nach Fussballfan aussah, wurde von der Staatsmacht rausgezogen, und kontrolliert. Bei der Kontrolle trafen wir auf eine bekannte Stockstädter Autobesatzung, welche schon ne ganze Weile dort standen, da es Probleme mit einem der Mitfahrer gab, welcher dann auch nicht nach Dänemark einreisen durfte. Da wir uns aber alle nichts vorzuwerfen hatten, konnten wir nach kurzer Warterei den Weg auf die Fähre antreten. Die 45minütige Fahrt verbrachten wir mit Kronenbeschaffung und zollfreiem Einkaufen. Schon ein komisches Gefühl, mit einer Fähre zu einem Eintrachtspiel zu fahren.
Das Festland wurde heil wieder erreicht und die Fahrt konnte fortgesetzt werden, welche für einige Mitfahrer immer feucht-fröhlicher wurde. Ca. 45 km vor Kopenhagen mussten wir die Autobahn verlassen, um in Köbe den berlin-dänischen Mittelsmann von Bednarek und Weiß zu treffen, der für die beiden Karten besorgt hatte. Diese Aktion stellte sich aber als langwierig und sehr nervig heraus. Nach langer Gurkerei durch die dänische Pampa fanden wir dann den Treffpunkt und den Kartenbesorger. Patrick und Thomas blieben bei dem Wahl-Dänen, um mit ihm sich den Nachmittag in einer Kneipe zu versüßen und dann mit der Bahn nach Brondby zu fahren. Wir bekamen den Tipp, dass es Probleme geben könnte, mit dem 9er-Bus in die Kopenhagener City zu fahren, und das wir keinen Parkplatz finden würden usw. Zum allem Überdruss war es auch schon 14 Uhr, was eine bescheuerte Zeit war. Viel zu früh um ans Stadion zu fahren und zu knapp noch was zu unternehmen. Nach langen Diskussionen entschieden wir uns, ans Stadion zu fahren, und uns dort in der Nähe in eine Kneipe zu hocken um dort die Zeit totzuschlagen. Somit war unser Plan, Saddam Hussein oder seinen Bekannten aus den Klauen von Madame Tussaud zu befreien gescheitert, was natürlich bei einigen für kurze Zeit eine etwas miese Stimmung hervorrief. Wir hatten einfach zu viel Zeit verplempert.
Nach kurzer Zeit kamen wir am Stadion an, wo wir von einem Ordner auf den Gästeparkplatz geschickt wurden, wo wir dann auch unsere Vehikel abstellten. Das Stadion steht halt einfach mal im Nichts, vergleichbar mit dem neuen Gladbacher Stadion. Wir hatten allerdings bei der Herfahrt gesehen, dass im Stadion ein Restaurant war, welches wir jetzt entern wollten. Nach einem 15minütigem Fußmarsch, standen wir vor verschlossenen Türen. Ein weiterer Versuch in einem nahegelegenen Hotel scheiterte an der Sterneanzahl dieses Schuppens. Fünf Sterne sind uns einfach zu wenig 🙂 .
Jetzt trennte sich die Gruppe: Ein Teil, darunter alle Fahrer gingen zurück zu den Bussen, um sich dort auszuruhen, der andere Teil wollte mit dem Linienbus irgendwo hinfahren. Da ich Fahrer war, lag auch ich kurze Zeit später im Busjen und döste vor mich hin. Allerdings war an ein kurzes Nickerchen nicht zu denken, da mittlerweile die Wohnwagenkolonne des EFC Stadtallendorf auch auf unserem Parkplatz eingetroffen war, dessen Insassen so gar nicht an Ruhe denken konnten. Irgendwann kamen die anderen dann wieder angeschlappt, welche in einem Supermarkt verweilten und dort ihren Spaß hatten.
Um ca. 16.15 Uhr begaben wir uns dann auf den Weg zum Stadion, welches beim Eintreffen noch verschlossen war. Zu diesem Zeitpunkt standen ca. 50 Fans vor dem Eingang zum Gästeblock, und allen sah man die Vorfreude an! Geiles Gefühl! Auch die Frösche (Gruß an alle) waren kurze Zeit später vor Ort, sie waren auch mit nem 9er angereist, haben es aber ohne Probleme in die Kopenhagener Innenstadt geschafft und verweilten am Nachmittag dort. Super!
Irgendwann wurden die Stadiontore dann geöffnet und wir konnten zum ersten Mal in unserem Leben ein Stadion betreten, dass sich nicht in Deutschland befindet, aber die Eintracht trotzdem hier ein Pflichtspiel bestreiten sollte. Wahnsinn!
Zum Stadion: Meiner Meinung nach ein sehr schönes, kompaktes, enges Stadion, komplett überdacht und mit guter Sicht auf den Platz. Sehr stimmungsfreundlich.
Bis zum Anpfiff war das Stadion mit knapp 15000 Zuschauern nicht wirklich gefüllt, aber was will man bei einem 4:0 im Hinspiel auch erwarten. Im Gästebereich tummelten sich schätzungsweise 2500 Adler. Es waren halt doch einige, die sich über Umwege Karten besorgt hatten.
Erfreulicherweise war von Seiten Brondby´s alles erlaubt worden, so dass der Gästeblock zum Intro mit zig DH`s, Fahnen und einigen Großschwenkern ein gutes Bild abgab.
Die Brondbyfans, die schon weit vor Anpfiff am singen waren (und das sehr laut > Respekt!) boten eine Choreo zum Einlaufen der Mannschaften: Mit gelben und blauen Pappen wurde die Zahl 1964 über den Block geschrieben, ob das jetzt das Vereinsgründungsjahr ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Nach kurzer Zeit wurden dann noch drei gelbe Überziehfahnen, über den Block gezogen, welche den „Willen“, den „Zusammenhalt“ und die „Kampfkraft“ aufweisen sollten.
Dann begann das Spiel. Die Stimmung war in beiden Lagern sensationell. Im SGE-Block machte wirklich jeder (außer Steebo natürlich) beim Support mit, was eine brachiale Lautstärke zur Folge hatte, aber auch die Brondbyfans waren durchgehend am supporten, wobei sie fast andauernd am hüpfen waren, sah schon geil aus.
Unsere Hoffnung, mit einem frühen Tor, gleich die Partie zu entscheiden, denn 6 Tore zu schießen, schien dem größten Pessimisten unmöglich, wurde in der siebten Minute war. Ein wirklich emotionaler und heftiger Torpogo schwappte durch den Block, als Alexander Vasoski den Ball nach einer Ecke im dänischen Tor unterbrachte. Ab diesem Zeitpunkt war der Block vollkommen am ausrasten und abfeiern. Auch der Ausgleich in der 21. Minute tat der Stimmung keinen Abbruch. So ging es mit einem 1:1 in die Halbzeit, was bedeutete, dass Brondby 5 Tore in einer Halbzeit gegen uns erzielen musste um noch weiterzukommen.
Zum Intro der zweiten Halbzeit wurde seit langer langer Zeit mal wieder im Eintrachtblock gezündelt. War auch mal wieder schön, darf aber wegen der Strafen, nicht zur Gewohnheit werden.
Das Spiel plätscherte so vor sich hin. Brondby war bemüht, und die Eintracht konterte. In der 52. Minute war es wieder Vasoski, der die erneute Führung unserer Eintracht bescherte. Jetzt war es absolute Gewissheit: Wir standen in der Gruppenphase des UEFA-Cups! Absolutes Feiern war angesagt. Auch der erneute Ausgleich durch ein schönes Weitschusstor interessierte eigentlich niemanden. Unerklärlicherweise, wurde die Stimmung in der letzten Viertelstunde des Spiels immer schlechter. Keine Ahnung warum. Wahrscheinlich können die meisten Leute nicht singen, während ihnen einer abgeht!
Nach 92 Minuten war es dann soweit, der Schiri pfiff das Spiel ab, und die Party konnte fortgesetzt werden! Jetzt war wieder jeder am Singen, was das Zeug hielt. Die Mannschaft kam vor den Block, um sich feiern zu lassen.
Jetzt kommt etwas, was die Stimmung wieder etwas trüben sollte. Auch Michael Thurk, der trotz seiner megastarken und kämpferischen Leistungen in den letzten Wochen, für manche immer noch eine Hassfigur ist, kam vor den Block, was einigen Leuten nicht gefiel, welche förmlich ausrasteten, und den Spieler aufs übelste beleidigten. Angeblich soll er auch bespuckt worden sein. Diese Ereignisse ergaben ein kurzes Donnerwetter unter den Fans im unteren Teil des Blocks. Einige Fäuste flogen und es wurde heftig diskutiert, während der Rest der Meute am abfeiern war. Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall im Block, der sogar einen Fan vom Zaun beförderte, welcher aber abgefangen werden konnte. Jetzt gingen die Tumulte natürlich erst Recht weiter im Block. Für kurze Zeit war Stille im Block.Wie krank muss man eigentlich sein, im eigenen Fanblock einen Megaböller zu zünden? Die Mannschaft war derweilen auch wieder verschwunden.
Irgendwann legte sich alles wieder und es wurde weiter gesungen und nochmal die Mannschaft so wie der Trainer gefordert, welche auch nochmal kamen. Während wir auf die Mannschaft, bzw. den Trainer warteten, lief ein Brondbyfan seelenruhig über den Platz Richtung Gästeblock und applaudierte. Auf seinem Weg, wurde er mit „Wer bist du – oh oh“ Rufen begrüßt. Und als ihn die Ordner wegschafften, und er trotzdem weiter applaudierte wurde er frenetisch gefeiert. Als dann auch die Mannschaft zum Auslaufen kam und erneut vor dem Gästeblock am abtanzen war (Vasoski schnappte sich ne BS-Mütze und lies sie beim Auslaufen auf) brodelte der Block nochmal. Die Mannschaft forderte dann noch ein Humba, welches von Martin auch widerwillig durchgezogen wurde, und sehr laut im leeren Stadion schallte. Als dann die Mannschaft verschwunden war, wurde der Trainer gefordert. Kurz darauf kam Heribert Bruchhagen auf den Platz und wurde besungen, er kam aber nicht vor den Block, sondern ging vor die Haupttribüne, und winkte immer nach oben. Als kurz darauf Friedhelm Funkel aus dem Vipbereich kam, wussten wir was HB wollte. Jetzt kamen beide vor den Block und ließen sich feiern.
Danach verließen wir gut gelaunt das Stadion. An den Bussen angekommen, trafen wir auf wild feiernde Stadtallendorfer, von denen wir uns noch verabschiedeten, bevor wir die harte Heimreise antraten.
Die Heimfahrt blieb natürlich ereignislos, da jeder am pennen war außer den Fahrern. Es war schon sehr hart, da ich auch nicht schlafen konnte, wenn ich nicht fuhr. So dass die letzten paar Hundert Kilometer schon ein Kampf gegen sich selbst waren. Um ca. 7 Uhr erreichten wir nach 29 Stunden wieder Kleinostheim. Trotz der Müdigkeit überwog die Freude, beim ersten internationalen Auswärtsspiels der Eintracht dabeigewesen zu sein, und natürlich die Vorfreude auf unsere Schottlandtour. Siehe unter Hopping!
Gez. Teddy