April 2013 Uruguay: 3 weitere Spielbesuche von Jonas inkl. Derby in Montevideo

Derby in Montevideo

Nacional – Penarol

 


Vor knapp zwei Wochen stand der Clasico zwischen Nacional und Peñarol auf dem uruguayischen Spielplan. Keine Frage, dass ich mir das nicht entgehen lassen konnte. Wie im anderen Bericht schon erwähnt, sind beide Clubs absolut dominant im uruguayischen Fußball und auch richtige Schwerkaliber was das internationale Gekicke anbelangt. Ein Blick auf die Zahlen genügt. Nacional hat wie gesagt 44 Meistertitel, drei Libertadoressiege, drei Weltpokale, die Recopa und die Copa Interamericana gewonnen. Peñarol steht dem mit 46 Meistertiteln, fünf Libertadores, drei Weltpokalen und zig anderen nationalen und internationalen Titeln in nichts nach. Weiter gibt es erbitterte Streits (auch auf Ebene der Clubführungen) darum welcher Verein jetzt der älteste Uruguays, also der Decano, ist (je nach Auslegung der Vereinshistorie kann sich das ändern) oder wer die meisten Mitglieder hat. Sicher ist nur, dass Nacional der erste Club der Welt ist, für den jemals ein Mensch sein Leben ließ. Abdón Porte, legendärer Kapitän der Mannschaft zu Beginn des letzten Jahrhunderts konnte es nicht verkraften, dass er altersbedingt aussortiert wurde und schoss sich eines nachts im Mittelkreis des eigentlichen Heimstadions Parque Central eine Kugel ins Herz und hinterließ zwei Abschiedsbriefe. Für Spannung war also gesorgt.

In der Woche vor dem Spiel kontaktierte mich mein Kumpel Broncas aus Buenos Aires (empfehlenswerte Homepage www.golazo.de ), dass er zum Spiel rüberkommt und auch ein Kollege aus der Botschaft sprang mit auf den Derby-Zug auf. So organisierte ich die Karten (nur noch Haupttribüne im Peñarolbereich für wahnwitzige 700 Pesos = 28€) und der Spieltag konnte kommen.

Oli, Broncas und ich trafen uns bereits mittags am Rathaus von Monte um nen Chivito zu essen und (Zitat Broncas) „zwei Bier zu trinken“. Klar, dass es aufgrund der langen Zeit bis zum Anpfiff nicht bei zwei Bier blieb und so hatten wir ganz ordentlich einen im Tee, als wir uns auf den Weg zum Centenario machten. Auf dem Weg dorthin dann tatsächlich noch ein Kiosk mit DAB in der Dose gefunden und halt noch ein Bier getrunken.

Am Stadion angekommen waren wir erst mal gespannt, was uns heute erwartet. Die AUF (=uruguayischer Verband) hatte ein ganzes Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Sicherheit in uruguayischen Stadien erlassen. So durften nur noch Fahnen bis maximal 2 m Länge, keine Pyrotechnik usw. mitgenommen werden. Außerdem sollte die Staatsmacht mit ganz tollen, neuen Kameras a lá BFE ausgestattet sein um alle bösen Buben auf Band zu bekommen und denen ein Stadionverbot reinzudrücken. Klar, dass vor allem Peñarol und Nacional ein Gewaltproblem in ihren Fanszenen haben und die sich mit Sicherheit in letzter Zeit zu häufig gegenseitig abgestochen haben, aber die eigentlichen Leidtragenden davon sind die kleinen Vereine, bei denen ein paar Jungs aus dem Viertel versuchen Stimmung zu machen und sonst harmlos sind. Ironischerweise kann man den Urus aber nicht verbieten den guten, alten Mate mit ins Stadion zu nehmen. Das heißt: Fahnen waren verboten, große, schwere Metallthermoskannen mit kochend heißem Wasser drin waren erlaubt.

Am Stadion war dann alles ruhig und geordnet. In den Kurven auf Peñarolseite ein recht müdes Bild: Ein paar Zaunfahnen hatten es hineingeschafft, die Hauptfahne der Barra sowieso. Gelbe und schwarze Luftballons, sonst nichts. Nacional hatte sich hingegen etwas einfallen lassen. Zaunfahnen zwar auch eher spärlich im Vergleich zu normal, aber man hatte in der Kurve und auf der Geraden kleine Fähnchen verteilt und zauberte somit die Vereinsfarben ins Stadion. Ebenso gab’s zum Einlaufen eine kleine Zettelchoreo (selten in Südamerika), welche die Fahne Uruguays und vom Volkshelden Artigas zeigte. Untermalt wurde das Ganze dann noch mit Rauch in den Vereinsfarben und ein paar Feuerweksbatterien, welche vom Verein organisiert waren. Auf Peñarolseite neben den Luftballons hier und da gelber Rauch, Papierschnipsel, ein paar Bengalos, die obligatorische Feuerwerksbatterie vom Verein und das war’s. Dennoch präsentieren sich die Gelb-Schwarzen von Anfang an unglaublich stimmgewaltig und auch eine gezockte Fahne von Nacional wurde gezeigt. Auch der Spielverlauf war ganz im Sinne der Peñarol Hinchada: 1:0 nach drei Minuten, hinten nichts anbrennen lassen und in der zweiten HZ folgten zwei weitere Tore sowie 3(!) rote Karten für Nacional. Möglicherweise hätten die Nacionalfans letzte Saison noch versucht das Spiel abzubrechen, aber aufgrund der gegeben Umstände und der Überwachung blieb alles ruhig. Dennoch packte man die, wohl für die erwarteten Tore mitgebrachten, Bengalos aus und zündelte noch mal ganz ordentlich. Auf der einen Seite also pure Fiesta, auf der anderen Seite ein bisschen Feuerchen, sodass es doch noch einem Clasico würdig war. Auch wenn wohl ein bisschen die Intensität fehlte…

Nach dem Spiel harrten wir der 20-minütigen Blocksperre aus und durften dann auch raus. Oli verabschiedete sich und Broncas und ich widmeten uns noch dem ausgiebigen Chivito- und Bierkonsum bis seine Fähre nachts um 1 ablegte. Scheisse, dass ich am nächsten Tag um 6 Uhr raus musste zum arbeiten.

Zu den anderen beiden Spielen ist nicht viel zu sagen: Beides Abstiegsduelle von kleinen Vereinen aus den Vierteln. Übles Gekicke, keine Fanszenen (außer vielleicht bei Cerro), nix los! Die Hauptattraktion war das Stadion von Fenix, welches sich direkt am Wasser befindet und einen netten Blick auf Monte bietet.

Jonas

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