Stadionverbot, akzeptiert. Stadtverbot, nicht mit uns! SCHEIß UEFA!
Ihr seid dumm! Ihr spinnt doch! Tickt ihr noch ganz sauber?
All das waren Sätze, die wir uns bestimmt im Vorfeld von unseren Freunden und Familien anhören mussten. Doch uns egal. Wenn man eine Sache liebt. Dann liebt man sie!
Das Stadionverbot hat man schweren Herzens akzeptiert und sich damit abgefunden nicht ins Stade Vélodrome zu reisen. Trotz allem fand sich eine kleine aber feine Gruppe zusammen die den 2.000KM langen Weg auf sich nehmen wollten. Als dann von der Stadt Marseille noch ein Stadtverbot ausgesprochen wurde, sprangen weiter Leute ab. Somit war man nur noch eine 7 Kopf starke Reisetruppe. Um 20:00Uhr ging es für mich bereits ab ins Bett. Man will ja fit bleiben/sein. Das Schlafen lief dann doch nicht so gut wie erwünscht und nach 2 Stunden Schlaf klingelte der Wecker bereits wieder um Mitternacht. Also Kaffee gebrüht in die Kanne und ab ins Auto. Ab Mömlingen übernahm Herr Steeb das Steuer der uns wie immer sicher nach Kleinostheim an den MC Donalds brachte, wo der ein oder andere noch ein Mitternachssnack zu sich nahm. Mit Nadine, Teddy, Alfred und Mathias war die Gruppe somit fast komplett. So ging es pünkltich um 01:00Uhr los in Richtung Côte d’Azur. Steeb und Nadine trafen sich an der A5 mit Benny der die Gruppe komplettierte. Da wir ein paar PS mehr unter der Haube hatten, waren wir schon ein paar KM weiter. Als wir kurz vor der Grenze nochmal einen Tankstop einlegten hatten wir bereits 1 Stunde herausgefahren. Somit entschied man sich weiter zu fahren und nicht 1 Stunde an dem Autohof zu versauern. Bis hier war im Auto das Thema Stadtverbot ein Thema, bei dem keiner von uns richtig wusste was er dazu sagen sollte. Sogar von Knast war die Rede. Aber wer sagt, dass wir wegen Fußball anreisen? Ist ja auch eine schöne Stadt – dachten wir. 130 km/h sind ja jetzt nun wirklich nicht langsam. Jedoch wird man echt verdammt müde, wenn man das mehrere Stunden aushalten muss. Es war wie ein Schalter in Alfreds Kopf. Grenze – Frankreich – Schalter umgelegt – Kopf runter und schlafen. Aber nicht für eine Stunde. NEIN. Den Rest der Fahrt. Beneidenswert muss ich sagen. Ich war auf jeden Fall bis dahin wie wach geknipst. Aber wie schon oben erwähnt macht das ständige langsame Fahren sehr träge und müde. So fiel auch ich bald in einen schönen Schlaf. Kurz vor Lyon war es noch einmal Zeit für eine kleine Rast. Ab hier übernahm ich dann für eine kleine Zeit das Steuer. Als mich dieses langsame fahren aber auch hinter dem Steuer ziemlich fertig machte, dauerte es nicht lang und Teddy übernahm wieder. Hier wirklich einen Riesen Respekt für dieses Durchhaltevermögen. Als wir kurz vor Marseille immer noch einen guten Vorsprung hatten entschlossen wir uns noch einmal an einer kleinen Bäckerei vorbeizuschauen. Wenn man schon einmal in Frankreich ist muss man natürlich auch ein Croissant essen. Die Franzosen können wirklich nicht viel (vor allem kein Auto fahren). Aber das können sie! Als man hier noch ein paar Minuten am Wasser verbrachte flog man dann auch mal am Hotel ein. Hier begrüßte man auch Benny den man zum ersten Mal sah. Man hatte ja nicht viel Erwartung. Aber das man nicht einmal das Fenster im Zimmer kippen konnte war schon ein Fetter minus Punkt! Treffpunkt 14:00Uhr vor dem Hotel. Doch nach 10 Minuten wusste jeder, das man es nicht sonderlich lang im Zimmer aushalten wird bei den geschätzten 40Grad. So entschloss man sich bereits um 13:00Uhr die Reise in Richtung Vieux-Port (den alten Hafen in Marseille) anzutreten. Man dachte man fährt in eine schöne Stadt. Um so größer die Enttäuschung. Für mich ist der Vergleich Kosovo oder Albanien ganz zutreffend. Das sind die Länder mit dem meisten Müll auf Straßen, die ich jemals gesehen habe. Aber hier in Marseille zieht es sich immerhin nicht durch die komplette Stadt. Von Mal zu Mal wurde es schöner. Bis man eben im alten Hafen von Marseille ankam.
Dort angekommen machte man sich erstmal auf die Suche nach einem Hopfenhaltigen Kaltgetränk. Als man erst ettliche einzelne Flaschen zum Preis von 1,60€ auf die Theke schleppte versuchte uns der Besitzer klar zu machen das es auch “Packs“ mit 6 Flaschen für 5€ gibt. Das Entsprach natürlich mehr unseren Vorstellungen! Da der Abend natürlich kein Zuckerschlecken werden würde musste man noch etwas feste Nahrung für eine Grundlage zu sich nehmen. Anstatt dessen hätte man jedoch auch ein Stück Filzpappe essen können. Uns traf schon der Blitz, als wir die Speisekarte geöffnet hatten. Ein stolzer Preis von 16,90€ bezahlte man hier für die billigste Pizza die mit Thunfisch und frischen Tomaten belegt war. Als jeder sich schweren Herzens etwas zu Essen bestellt hatte, ließ die nächste Enttäuschung nicht lange auf sich warten. Das Bier für schlappe 9€ war mindestens genauso ekelhaft wie die Knabbereien die wahrscheinlich vom Jahr 2016 auf dem Tisch standen. Wie ihr merkt, muss man hier keine sinnlose Zeit für Zeilen verschwenden. Von hier ging es direkt weiter in Richtung Pub an dem sich alle gegen 16:00Uhr einfinden sollten. Wie soll es auch anders sein. Du marschierst in das Pub ein und siehst sofort einige bekannten Gesichter die in der Sonne sitzen und sich eiskalten Cider die Kehle herunterlaufen lassen. Auch die Getränke hier hatten stolze Preise. Doch Jackpot. Happy Hour! Bis zu dieser Zeit hätte man es ja auch langsam angehen können. Aber wir sind ja im Urlaub und kommen aus der Bankenstadt Frankfurt am Main. Ähm sorry. Nein. Wir sind ja offiziell immer noch nur Touristen. Wahnsinn was hier abging. Alle paar Minuten liefen bekannte Gesichter vorbei. Jungs und Mädels die ihre Arme und Tattoos ab geklebt hatten, um ihre Liebe zur Eintracht zu verstecken. Nach Aussagen meiner Mitstreiter waren es so an die 500Leute. Doch das konnte ich mir sehr schwer vorstellen. Aber ich wurde eines Besseren belehrt.
Lange hat es aber nicht gedauert bis man uns bemerkte. Nach höchstens 30 Minuten standen einige Polizeiwagen parat. Doch das beeindruckte hier niemanden. Man blieb gemütlich sitzen als wäre man im Urlaub. Einige Cider und Mojitos später bemerkte man das die Zeit ja wie verflogen ist und man sich langsam aber sicher einen guten Platz zum Fußball schauen suchen sollte. Gesagt – getan. Ganz spontan noch 10€ auf Sieg Eintracht gesetzt und los ging das Spiel. Der Start des Spiels war wie meist ein sehr böses gekicke das auch sehr schnell in der 3 Minute bestraft wurde. Ein wunderschön heraus gespieltes Tor. Das muss man schon sagen. Doch das Tor war wie ein Wachrütteln. Sofort kam die Antwort mit einer Riesen Chance, die nur um ein paar cm verpasst wurde. Leider sind langsam die Lichter aus gegangen, da wir es uns den Tag über wirklich sehr gut gingen lassen. Doch das Marseille das Spiel machte weis man noch sehr genau. Eine Chance nach der anderen. Doch kommt es ja wohl bekanntlich nicht auf die Anzahl der Chancen an. Und das ließen wir die Franzosen zu Beginn der zweiten Halbzeit spüren. De Guzman mit einem wunderschönen Eckstoß. Torró löst sich gut vom Gegenspieler und konnte ohne großen Druck hoch steigen und die Kugel über die Arme des Torwarts köpfen. Geil! Bei uns im Pub war ausrasten angesagt. Alle Augen im Pub waren auf uns gerichtet. Wir sind ja wohl doch nicht nur Touristen. Da es einen Grund zum Feiern gab, gingen wir erst einmal Cider holen. Währendem pures entsetzen in den Gesichtern der Frankfurter und jubeln bei den Franzlacken. Gelb Rot in der 59Minute für Jetro Willems. Ein schlag mitten ins Gesicht. Sollte man meinen. Doch ganz im Gegenteil. Ab hier war die Eintracht erst richtig wach und hatte ein paar richtig gute Chancen. In der 75Minute der Wechsel. Haller raus – Jovic rein. Ob er uns heute auch wieder befreit? Meine persönliche Meinung zu diesem Jungen ist das er einfach ein klasse Spieler ist. Schon fast unser Joker. Schießt uns ins Finale nach Berlin. Auch in der Liga kommt er und trifft. Und heute? Uns persönlich würde ein 1:1langen. Marseille war das zu wenig. Das merkte man an der ganzen Hektik und der Nervosität in der Mannschaft. Ein Fehler nach dem anderen desto später die Zeit wurde. Der größte Fehler passierte in der 89Minute. Zeit ohne Ende. Aber nein der Ball muss sofort weg. Wir fangen den Ball ab. Pass auf Falette. Kopf hoch – Pass in die Mitte. Abschluss Jovic. TOR! Da ist wieder der Joker. Jetzt hielt uns hier nichts mehr auf den Plätzen. Ausgerastet sind wir! Scheiß egal was die hier denken. Wir gewinnen mit 10 Mann in Marseille! Der Wahnsinn. Normal rennt Falette mit dem Ball doch direkt ins Aus.
Als wir ein paar Minuten danach aus dem Pub stolperten, war es für mich Gänsehaut pur. Euroleague, 25Grad Abends um 21:00Uhr am Meer in einem alten Hafen. Mit geilen Typen! Ganz genau das sind Momente, an die ich ewig denken werde. Keiner. Wirklich keiner der sowas nicht miterlebt hat kapiert, warum das nicht nur mein Fanclub ist. Sondern warum das meine Freunde sind. Sogar schon eine zweite Familie. Wenn du dir ein paar Monate vorher noch weinend in Berlin in den Armen liegst. Weil du den verschissenen Pokal gewonnen hast. Und jetzt stehst du hier und hast wieder Tränen in den Augen obwohl du noch nicht einmal etwas gewonnen hast. Einfach weil
alles passt! Ab in die Menge zu den anderen! Hier waren auf einmal wieder alle Frankfurter auf einem Haufen. Hätten wir gewusst das wir nicht einmal mehr aus der Polizeikette raus dürfen, um auf Toilette zu gehen wäre man hier denke ich nicht mehr hin marschiert. Nach ewigen rumstehen und auf Toilette müssen gelang es dann doch abzuhauen. 3 Leute gehen etwas zu Essen holen der Rest kümmert sich um Bier und Schnaps. Als wir im Hotel angekommen waren, war bei allen die Luft raus. Immerhin war man fast 24 Stunden unterwegs. Von dem Tag davor abgesehen an dem man auch nur 2 Stunden geschlafen hatte. Alle noch zusammen gegessen und ein Bier getrunken. Danach fiel jeder wie Tot ins Bett.
Das schlimmste was einem am nächsten Morgen passieren konnte war das aufwachen. Denn eingeschlafen bist du bei der Hitze im Leben nicht mehr. Das war nicht zu ertragen. Jeder unter die Dusche gehüpft, gefrühstückt und ab ins Auto. Zum Abschluss wollten wir uns noch einmal die Notre-Dame de la Garde anschauen. Eine Basilica mit Blick über ganz Marseille. Hierzu kann man nichts schreiben. Schaut euch einfach die Bilder an. Die sagen mehr als genug.
Direkt danach ging es in Richtung Heimat. Zur Fahrt gibt es auch nichts zu sagen. Die Fahrt zog sich ewig. Als man in Deutschland dann noch im Stau stand waren die Nerven kurz vorm platzen. Trotz allem hat man es sicher wieder nach Hause geschafft.
Aaron