Freitag, 10.04.2009
Wolverhampton Wanderers – FC Southampton
Endstand: 3-0
Zuschauer: 25.636
Lange im Voraus war geplant, am Osterwochenende der Bundesliga den rücken zu kehren, um mal wieder einem anderen Land die Aufwartung zu machen! Am Ende entschieden wir uns, unseren längst überfälligen Punkt in England zu holen! Favorit hier: Anfield Road Liverpool! Allerdings war es ein riesen Problem, im Voraus an Karten für das Spiel der Reds gegen Blackburn zu kommen. Alle Bemühungen scheiterten und man entschied sich, sein Glück auf dem Schwarzmarkt zu versuchen!
Trotz mehrerer Interessenten, waren es neben mir am Ende nur zwei Mitfahrer: Steebo und Alfred. Die beiden standen am 09.04. um 13.30 Uhr bei mir vor der Tür, von wo wir dann nach Hahn fuhren, wo uns die Harfe wieder kostengünstig nach Manchester flog!
Dort angekommen, holte man sich erstmal das gemietete Auto (Vauxhall Vectra) um mit diesem zu unserem Hotel in Manchester zu fahren. Das Linksfahren ging besser von der Hand als erwartet. Ist aber schon ein komisches Gefühl!
Flug, Auto und Hotel klappten alles wunderbar, so dass man sich nun dem gemütlichen Teil des Abends widmen konnte. Direkt gegenüber unseres Hotels waren drei Kneipen, denen wir am ersten Abend die Bestände plünderten.
Am nächsten Morgen ging es per Pedes zum Old Trafford, welches von unserem Hotelzimmer aus zu sehen war und Luftlinie ca. 400 m entfernt empor rag. Da man aber nicht direkt dort hin laufen konnte, war es dann doch ein – für unsere Verhältnisse – Gewaltmarsch!
Das Stadion ist schon von außen eine wahre Pracht. Aber von Innen erst! Wir machten eine Rundführung mit, bei der man den Ground komplett gezeigt und erklärt bekommt. Sehr empfehlenswert! Man stellte sich andauernd vor, man würde mal mit der Eintracht hier kicken. Aber ob wir das noch erleben werden? Am Ende der Rundführung kommt man natürlich im Fanshop raus. Aber dieses Teil als Fanshop zu bezeichnen ist eigentlich ein Witz. ManU-Einkaufszentrum würde die Sache besser beschreiben (sage und schreibe 50 Kassen!!!) Es gibt hier nichts was es nicht gibt! Auf einfach alles wird das ManU Wappen draufgemacht und verhökert! Schreckliche Geldmaschine!
Auf dem Rückweg zum Hotel liefen wir an einem wirklichen Einkaufszentrum vorbei, dass wir uns näher betrachteten und nach ca. 2 Stunden gut bepackt wieder rausliefen. Man bekommt nämlich in England Klamotten zum Spottpreis nachgeworfen! In einem Nike-Shop waren beispielsweise alle Trikots der Mannschaften zu haben, die von Nike ausgestattet werden. Keines dieser Trikots kostete mehr als 20 Pfund (ca. 23. Euro). In einem anderen Laden bekam man Lonsdale, Umbro, Donnay usw. Pullis, Shirts meistens unter 10 Pfund. Ein Paradies!
Zurück am Hotel hieß es Sachen aufs Zimmer und ab auf die Autobahn Richtung Wolverhampton. Wo am heutigen Tag der Tabellenführer auf den Vorletzten Southampton treffen sollte. Spannung also garantiert, da 4 Spieltage vor Schluss die Entscheidungen um Aufstieg und Abstieg kurz bevor standen!
Da wir lange im Stau standen, kamen wir erst 5 Minuten vor Anpfiff am Molineux Stadium an. Sofort ab an den Ticket Schalter, wo die Hölle los war. Mittlerweile hatte man Bedenken, auch hier keine Karten zu erhalten! Plötzlich stand ein Mann im Schalterraum und fragte laut, ob jemand drei Tickets bräuchte! Ich ging sofort zu ihm und teilte ihm mit, dass wir die Karten gerne hätten. Es handelte sich um drei Dauerkarten von Freunde von ihm, die alle nicht konnten. Für jeweils 20 Pfund könnten wir mit rein. Gesagt getan. Er riss die Tickets aus seinem Dauerkartenheftchen (in England bekommt man seine DK als ein kleines Heftchen, in dem für jedes Spiel die Karten einzeln drin sind. Da auf den einzelnen Karten keine Plätze standen, ging er mit uns rein und zeigte uns die Plätze. Leider gibt man am Eingang die Karten ab, so dass wir von diesem Spiel keine Eintrittskarte für die Sammlung haben! Wir saßen nun auf der Hintertortribüne direkt unter den Heimfans. Kurz darauf begann das Spiel und nur 30 Sekunden nach Anpfiff stand es 1:0 für die Wolves. Ein brachialer Torjubel ließ uns einen Schauer über den Rücken fahren. Nur 5 Minuten später fiel das 2:0 und nach 20 Minuten war das Spiel mit dem 3:0 bereits entschieden. Eine für englische Verhältnisse bombastische Stimmung auf den Rängen ließ uns frohlocken. Sogar die Welle schwappte durchs eckige Rund. Zwar waren es nur drei vier verschiedene Lieder, die angestimmt wurden, aber wenn, dann kamen sie saumäßig laut und geil rüber!
In der Halbzeit ging unser Kartenverkäufer mit uns was trinken. Nicht an den Bierstand, sondern in eine Lobby im inneren des Stadions. Alles geil hergerichtet mit Tischen, Stühlen, Couches und überall hängen Fernseher, auf denen das Spiel läuft. Fotos habe ich hier mal keine gemacht, wer weiß, wie die Engländer darauf reagiert hätten.
In der zweiten Hälfte fielen keine Tore mehr, aber trotzdem war es ein sehr ansehnliches Spiel. Halt typisch britisch! Keine langen Spielunterbrechungen, keine Schwalben und Schauspielerei (nur einmal fiel ein Southamptonspieler im Wolves-Strafraum wie vom Blitz getroffen um – der Schiri pfiff nicht, aber dafür fast alle Zuschauer im Stadion. Desweiteren wurde der Spieler danach bei jeder Ballberührung als Schaf oder als billig bezeichnet (ich konnte nicht feststellen, ob die Massen sheep oder cheap riefen), kein Gemotze bei Schirientscheidungen usw.
So lief man nach dem Spiel glücklich und zufrieden zurück zum Auto und fuhr wieder gen Manchester.
Am Abend wollte man sich mal das Treiben in der Innenstadt anschauen. Mit der S-Bahn sollte es zur Picadilly Station gehen und von dort aus in die jeweiligen Etablissements. Doch zwei Haltestellen vorher gab die Bahn ihren Geist auf. Aber auch hier war schon gut was geboten an Leuten und Kneipen! Allerdings irgendwie alles untypisch britisch und sehr hochtrabend. So wurden wir auch an der ersten Kneipe in die wir wollten wegen Alfreds Schuhen wieder abgewiesen .
Nachdem wir eine ganze Weile durch die Gegend gelaufen waren und uns schon fast dazu entschlossen hatten, zurück zu unseren Kneipen am Hotel zu fahren, fiel uns ein richtiges Pub ins Auge – das „Seven Oaks“ Hier wurde gleich reinspaziert. Ein kleines gemütliches Pub, wo anfangs nur die Theke besetzt war. Wir setzten uns in die Ecke und bestellten erstmal ein Gedeck (Bier und Captain Coke). Anfangs kam erstmal keine richtige Stimmung auf. Doch das sollte sich Gedeck für Gedeck ändern. Neben uns stand ein Automat, auf dem man zig verschiedene Spiel um Geld zocken konnte. Alfred wollte eine Runde pokern und warf ein Pfund ein. Zuerst musste man seinen Namen, bzw. Nicknamen eingeben. Alfred tippte wahllos auf den Tasten rum. Und was kam bei raus? „FONOG“. Ab diesem Zeitpunkt hieß Alfred für den Rest des WE´s nur noch Fonog!
Irgendwann kam man auch mit dem Wirt und einem älteren Gast an der Theke ins Gespräch. Wir verstanden uns gut und unterhielten uns über Gott und die Welt. Am Ende versuchte der Wirt sogar noch Karten für das Spiel in Liverpool für uns zu besorgen. Leider vergebens!
Um ca. 02.00 Uhr gingen wir gut angetrunken aus dem Pub. Auf dem Weg zu einem Taxi wollte man noch seinen Alkoholhunger stillen und wurde bei einer Döner-Pizzeria fündig.
Und hier nahm das Wochenende seinen beschissenen Wandel. Als wir nämlich vor der Bude standen und speisten, wurden wir Opfer einer Schlägertruppe, die anscheinend wahllos durch Manchester zog und Leute umboxte:
Ich saß mit Fonog (der bereits schlief) auf einer Treppe und aß meinen Döner, während Steebo auf dem Gehweg stand und seine Pizza verschlang. Auf einmal kamen ein paar Typen auf Steebo zu und quatschten ihn an. Er antwortete nicht, da er eh nix verstanden hatte. Als nächstes sah ich nur noch den Pizzakarton durch die Luft fliegen und Steebo auf der Straße liegen. Gleichzeitig kickte ein anderer Wichser Fonog ins Gesicht und wollte dann auf mich los. Ich sprang auf und verpasste dem Typ einen. Daraufhin sprang ich zwischen drei andere, die gerade dabei waren, auf Steebo einzutreten, der bewusstlos auf dem Boden lag. Inzwischen kamen bereits andere Leute herbeigeeilt und die Schläger suchten das Weite. Alle Bemühungen Steebo zum Leben zu erwecken blieben erfolglos, so dass ich den Dönerfritze bat, den Krankenwagen zu rufen. Dies hatte er aber wohl bereits getan, denn Sekunden später kam die Polizei, die Steebo schon mal halfen. Kurz darauf kam auch der Krankenwagen. Steebo war mittlerweile wieder erwacht. Wurde aber vom Krankenwagen mitgenommen. Wir durften nicht mitfahren. Da Steebo aber mittlerweile wieder bei Sinnen war, drückte ich ihm die Karte vom Hotel in die Hand und ließ den Krankenwagen fahren. Fonog (der nur ne Macke auf der Stirn von dem Tritt hatte) und ich fuhren dann ins Hotel und warteten dort auf Steebo, der nach 4 Stunden endlich eintraf. Resultat: Geschwollenes Gesicht und schmerzendes Knie, aber glücklicherweise nichts Schlimmeres!
An eine Fortführung des Wochenendes nach Plan war nun nicht mehr zu denken. Wir hätten um 10 Uhr nach Liverpool fahren müssen. Dazu war Steebo leider nicht in der Lage. Auch auf ein späteres Spiel an diesem Tag in der Umgebung hatten wir keine Lust mehr. Die Luft war einfach raus!
Nachmittags fuhren wir dann mal kurz ans Meer. Aber auch das war nicht prickelnd, vor allem da Steebo kaum laufen konnte. Wir versuchten sogar, bereits am Samstagabend zurückzufliegen, was aber nicht klappte.
Sonntags fuhren wir dann doch nach Liverpool um uns wenigstens das Stadion anzuschauen, aber leider waren am Ostersonntag alle Rundführungen bereits im Voraus ausgebucht, so dass uns nur ein Gang ums Stadion blieb.
Auch der Goodison Park vom FC Everton, der nur einen Steinwurf von der Anfield Road entfernt steht, wurde von außen besichtigt. Bei beiden Stadien fällt auf, dass sie direkt im Wohngebiet stehen. Teilweise könnten die Anwohner theoretisch aus ihrer Haustür und über die Straße und stehen vorm Eingang. Sehr geil!
Dann ging es zurück nach Manchester an den Flughafen. Auto abgegeben und auf den Rückflug gewartet! Nach ewiger Warterei kamen wir schließlich 1,5 Stunden verspätet um 0.00 Uhr in Hahn an.
Im Großen und Ganzen ein WE für die Füße! Aber Liverpool will ich trotzdem noch mal mit Spiel sehen!
Gez. Teddy