Olympique Lyon – AS St. Etienne
Endstand: 2-0
Zuschauer:40000
Bedingt durch die verschissenen Anstoßzeiten in der verschissenen 2. Liga hat man ja nun öfters mal Zeit um sich in Sachen Fußball anderweitig umzuschauen.
Da man mit Felix vom Commando nun auch einen sehr aktiven Hopper kennt, der einen auch öfters mal fragt, ob man nicht auf die oder die Tour Lust hätte, bleibt es dann halt nicht aus, dass man sich so eine Tour wie die hier nun beschriebene antut.
Felix fragte uns also, ob wir am Tag vor dem Spiel in Ingolstadt Lust hätten auf das Derby in Lyon gegen St. Etienne. Dieses Spiel steht schon seit langer Zeit auf meinem Wunschzettel und so war die Antwort schnell gegeben. Felix`Hinweis, dass Lyon ja quasi auf dem Weg nach Ingolstadt liegt wurde zwar vehement widersprochen, aber die Tourplanungen begannen trotzdem. Steebo war auch gleich begeistert und sagte rasch zu. Es gab einige Kandidaten für den 4. Platz im Wagen, als erstes sagte ein Kumpel vom Felix fest zu und so stand die Autobesatzung fest.
Da Steebo und ich keine Lust darauf hatten, 2000 km auf unsere Vehikel zu ballern entschieden wir uns für einen gemieteten fahrbaren Untersatz. Bei Hertz wurden wir auch relativ kostengünstig fündig.
So ging es Samstagsfrühs um halb 6 mit dem freitagabends geholten Opel Meriva gen Frankfurt, um die beiden anderen Mitfahrer am Gleisdreieck aufzugabeln. Dort angekommen war aber leider noch niemand. Nach ein paar Minuten des Wartens klingelte mein Handy. Felix teilte mir mit, dass sein Kumpel ihn noch nicht abeholt hätte und er auch nicht erreichbar wäre. Wir sollen doch bitte zu ihm kommen. Na toll, fängt ja gut an!
Also zu Felix in die Stadt gefahren, dort noch ein paar Mal versucht den Kumpel zu erreichen – nix! Als wäre die Tour zu viert nicht schon teuer genug. Aber was soll´s, wir mussten ja los, da die Karten (stück/65 Euro) bereits gekauft waren. Ich nehm vorweg, dass sich der Kumpel ein paar Tage später meldete sich entschuldigte und für alle Kosten aufgekommen ist.
So fuhren wir nun mit etwas Verspätung nur zu dritt los. Da wir uns auch – für uns ungewohnt 😉 – die Stadt anschauen wollten, hatten wir allerdings keinen Zeitdruck (Anstoß sollte um 21:00 Uhr sein)
Nachdem uns unser Navi etwas verarschte und uns in Basel umherirren lies, zog sich die Fahrerei doch noch etwas in die Länge. Basel mag mich einfach nicht (remember 2004)
Um 14:00 Uhr kamen wir dann endlich in Lyon an. Erstes Ziel: Ticketshop!
Dort die hinterlegten Karten abgeholt (die 4. Karte wollten die Penner leider nicht zurücknehmen – abends auf dem Schwarzmarkt nur für 25 Euro losgeworden…) und nach einem kurzen Blick in den Fanshop gings weiter in die City. Nach ewiger Sucherei wurde dann endlich ein Parkplatz gefunden und wir konnten die kulturelle Besichtigungstour der Stadt beginnen.
Eine wirklich sehenswerte Altstadt (Unesco Weltkulturerbe) konnte uns begeistern und für knappe 3 Stunden auch fesseln. Nach diesem längerem Fußmarsch musste sich natürlich gestärkt werden, was zu erst in Form eines leckeren aber teuren Döners und dann im Smokin Dog Pub in flüssiger Form als Cider getan wurde.
Zurück am Auto wurde der Fourvière-Hügel erklommen, auf dem sich die Basilika Notre-Dame de Fourvière befindet. Die 1896 eingeweihte romanisch-neo-byzantinische Kirche (ebenfalls Unesco Weltkulturerbe) konnte wirklich von außen, sowie innen (wahnsinnige Mosaikarbeiten…) begeistern. Am meisten begeisterte allerdings der göttliche Blick auf Lyon von hier oben.
So, genug Kulturgeschwafel! Wir sind ja schließlich zum Fussball hier. Heute stand das „einzig richtige Derby“ in der Ligue 1 an. Olympique Lyonnais vs. AS St. Etienne. Hotvolee vs. Arbeiterklasse. Und seit Jahren ein „Hochrisikospiel“
Daher war man gespannt was uns am, bzw. im Stadion erwarten würde.
Zwei Stunden vor Kick Off war bereits die Hölle los rund ums Stade Gerland.
Nachdem wir die überzählige Karte losgeworden sind, holte sich Felix erstmal eine Merquez. Steebo und mir sind diese Lammwürste zu wider, daher aßen wir NIX, obwohl auch Hot Dogs, Döner usw. zur Auswahl standen (das ist die Wahrheit;-) )!
Auf dem gegenüberliegenden Platz sammelten sich die heimischen Ultras und chillten vor sich hin. Ab und an wurde mal ein Bengalo gezündet aber alles ganz ruhig. Irgendwann kam dann aus uns unersichtlichen Gründen die Staatsmacht anmarschiert und löste die Veranstaltung mit Knüppeln und vor allem Pfeffer auf (der komplette Platz wurde eingenebelt). Ist halt überall das gleiche!
Irgendwann wurde die Luft auch an unserem Standort zu würzig, so dass wir uns auf den Weg Richtung Stadion machten. Auf den Weg in den Block muss man sich erstmal die alterwürdigen Pissoirs anschauen, die direkt neben dem Blockeinang an der Wand hängen und überall läuft die Pisse rum. Unglaublich.
Das Stadion wurde zur WM 1998 umgebaut. Die alten Torbögen rund ums Stadion stehen allerdings unter Denkmalschutz, so dass diese nicht verändert werden durften und das Stadion wurde Leipziglike hineingebaut, bzw. integriert. Daher sind allerdings die Hintertortribünen ziemlich weit weg vom Platz und die Ränge verlaufen ziemlich flach. Trotzdem ein Stadion, welches einen gewissen Flair verbreitet und nicht in diese mittlerweile gewohnte „Arenenwelt“ passt.
Bis zum Anpfiff war das Stadion bis auf einzelne Plätze voll besetzt. Etwas enttäuschend, dass der Gästebereich nicht komplett ausverkauft war. Der Stehblock war zwar zum bersten gefüllt, dafür der Sitzplatzbereich im Oberrang nur ca. zur Hälfte. Neber dem Gästeblock wurde ein Pufferblock (gefüllt mit Team Green) errichtet, der zum nebenliegenden Heimblock noch mit einer Sichtschutzwand versehen war. Dies hinderte die verfeindeten Franzmänner allerdings nicht daran sich über 90 Minuten mit Böllern, Bengalos, Stöcken und was sie sonst noch in die Finger bekamen zu bewerfen. Krass wie oft da die Polenböller mitten in der Menge losgingen.
Zum Intro gab es auf Lyoner Seite im Unterrang der eigentlichen Heimkurfe 10 Folienüberzieher, die vom Oberrang mittels Seilen herabgelassen wurden und zusammen in großen Lettern den Namen der Tribüne „Virage Nord Lyon“ ergaben. Darunter ein nicht identifizierbarer Französischer Spruch. Im Oberrang Pappen. Sah schon gut aus.
In dem Heimblock hinter dem anderen Tor gab es ebenfalls Pappen allerdings mit sehr vielen Lücken.
Im Gästeblock gab es massig an Doppelhaltern und viel Pyro – ganz nach unserem Geschmack. So ließ sich die Sache schon mal gut angehen.
Das Spiel begann sehr zerfahren, auf beiden Seiten klappte nicht viel. Und so ging es ohne großartige Torchancen in die Pause. Ab der 52. Minute war dann allerdings Feuer im Spiel (unabhängig von den dutzenden Bengalen die dauernd gezündet wurden), da ein Spieler von Lyon die glattrote Karte sah. Lyon somit nur noch zu zehnt und ab jetzt ging es auf dem Feld hin und her. In der 81. Minute brachen dann alle Dämme, da Lyon in Führung ging. Die Masse des Heimblocks drückte vehement nach unten – selten so einen überschwenglichen Torpogo gesehen. Dadurch wurden zig Leute von der Tribüne gedrückt. Diese liefen dann teilweise jubelnd auf den Platz und feierten mit der Mannschaft. Nach ein paar Sekunden zurück in den Block .Die Ordner hinterher und wollten die „Jubler“ rausziehen. Da ging es dann ganz schön rund. Aber rausgezogen wurde keiner! Die Ordner hier waren sowieso ganz schön hart drauf.
Danach war die Stimmung natürlich am Siedepunkt . Kam schon geil rüber, obwohl die Akkustik nicht die Beste ist. Melodien allerdings alle bekannt!
St. Etienne natürlich jetzt am Drücken, kam allerdings nicht mehr zum Ausgleich. Stattdessen fiel in der Nachspielzeit durch einen Konter das 2:0, was die Hütte nun zum Abheben brachte.
Generell muss man sagen, dass Supportmäßig St. Etienne um Längen besser war. Mitmachquote im Stehbereich bei nahezu 100%. Lyon nach den Toren natürlich Top.
65 Euro sind natürlich mehr als happig, aber es hat sich gelohnt.
Nach dem Spiel wurde die Feierei dann auf die Straße verlagert. Man kam sich vor wie in A´burg am Kreisel nach einem Deutschlandsieg. Überall hupende Autos. Feiernde Leute die aus den Fenstern schreien, Bengalos usw.
Da der Gästebereich hermetisch abgeriegelt war, gab es auch kein Aufeinandertreffen der beiden Fanlager mehr. Zumindest haben wir davon nichts mehr mitbekommen….
Nun ging es auf die 400km lange „Heim“reise nach Mulhouse. Dort hatten wir ein Hotelzimmer gebucht um wenigstens ein paar Stunden zu schlafen, bevor wir uns auf die weiteren 530 km gen Ingolstadt machen wollten. Zu unserem Glück wurde in dieser Nacht die Uhr umgestellt, so dass wir eine Stunde mehr zum pennen hatten. Ankunft am Hotel nach neuer Zeit um 02:30 Uhr. Aufstehen: 07:00 Uhr!
Trotzdem waren die paar Stunden schlaf überlebenswichtig…..
Gez. Teddy